Arten von Schlafstörungen

Schlaflose Nächte, Albträume oder Schlafwandeln - unser Schlaf kann auf die unterschiedlichsten Weisen gestört werden. Um diese lange Liste an Schlafstörungen in ein System zu bringen, werden sie auf unterschiedliche Weise kategorisiert: zum Beispiel bezüglich ihrer Ursachen, ihrer Dauer, oder ihrer Symptomatik¹.

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Letzte Änderung:

24.7.24

Das Wichtigste in Kürze
  • Insomnien umfassen Einschlaf- und Durchschlafstörungen, die häufig durch Stress, psychische oder körperliche Erkrankungen verursacht werden.
  • Parasomnien beinhalten ungewöhnliche Verhaltensweisen wie Schlafwandeln und Albträume, die während des Schlafs auftreten und die Schlafqualität beeinträchtigen.
  • Schlafbezogene Atmungsstörungen wie Schlafapnoe und Bewegungsstörungen wie Restless-Legs-Syndrom führen zu unterbrochenem Schlaf und verursachen Tagesmüdigkeit.

Schlaflos durch die Nacht: Insomnien

Die Insomnie, übersetzt: Schlaflosigkeit, ist unter den Schlafstörungen am weitesten verbreitet. Fast jeder wird schon mal die Erfahrung gemacht haben, nicht schlafen zu können - aus den verschiedensten Gründen: So kann es der zu späte Espresso, der Vollmond oder die Aufregung vor einer Prüfung oder Reise sein, die einen mal wachhalten. Genauso können aber auch schwerwiegende Belastungen, Schmerzen oder Sorgen den Schlaf behindern. Das kann sich als kurzfristige Schlafprobleme äußern, aber auch zu einer chronischen Schlafstörung ausreifen.

Akute vs. chronische Schlafstörung

  • Schlafstörungen, die kürzer als drei Monate andauern, gelten als akut. Sie sind häufig - aber nicht immer - an einen Auslöser, z.B. Lärm von der Straßenbahn oder eine stressreiche Phase im Job, gekoppelt und können mit seinem Verschwinden auch einfach aufhören. Bleibt der Auslöser länger bestehen und keine Anpassung erfolgt, kann sich auch eine chronische Schlafstörung entwickeln.
  • Ab drei Monaten wird die Diagnose “chronische Schlafstörung” verteilt. Hierfür muss abgeklärt werden, dass die Schlafprobleme nicht allein durch ungünstige Schlafumstände, wie eine laute Umgebung, hervorgerufen werden. Außerdem muss der Schlafmangel belastend sein und zu Symptomen wie Müdigkeit am Folgetag führen².

Einschlaf- und Durchschlafstörungen

Einschlafstörung Durchschlafstörung
Was? Probleme beim Einschlafprozess Probleme im weiteren Schlafverlauf
Symptome lange Zeitspanne bis Einschlafen: mind. 30 min leichter Schlaf wiederholtes Aufwachen, nächtliches langes Wachliegen
Häufig bei Stress, Sorgen und Gedankenkreisen Angststörungen Abhängigkeit/Missbrauch von Alkohol und Drogen Depressionen

Sowohl bei Einschlaf- als auch bei Durchschlafstörungen gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, Schlafquantität und Schlafqualität zu verbessern: Schlafhygieneregeln, natürliche Schlafmittel und in schwereren Fällen Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung.

Parasomnien: besondere Phänomene während des Schlafes

Parasomnien sind Phänomene, die während des Schlafes auftreten, ohne dabei direkt seine Erholsamkeit zu beeinträchtigen ³. Bei der Einordnung von Parasomnien ist ihr Zeitpunkt im Schlaf relevant. Im Schlaf wechseln sich vier Phasen von Einschlafen, Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf ab. Zusammen ergibt das einen Schlafzyklus von etwa 90 Minuten, der jede Nacht vier bis fünf Mal stattfindet.⁴

Was ist der REM-Schlaf?

Der REM-Schlaf hat seinen Namen von den schnellen Augenbewegungen (Rapid Eye Movements), die während des Schlafs stattfinden. Unter den Lidern zucken die Augen ruckartig hin und her. In der REM-Phase findet ein Großteil der Träume statt. Es wird vermutet, dass das Gehirn damit die Erlebnisse des Tages verarbeitet und Inhalte ins Langzeitgedächnis überführt. Außerdem soll er der Erholung der Psyche dienen.

Parasomnien im Non-REM-Schlaf

Die Parasomnien dieser Kategorie finden im Leicht- oder Tiefschlaf statt.

  • Schlaftrunkenheit: der oder die Schlafende scheint aufzuwachen, aber verhält sich ungewöhnlich und ist orientierungslos
  • Nachtschreck (auch: Pavor Nocturnus): Aufschrecken mit lautem Schreien und weit geöffneten Augen, manchmal sogar Aufstehen und Umherlaufen; selten bei Erwachsenen, häufig bei Kindern (20%)
  • Schlafwandeln: Aktivitäten während des Schlafes ohne zu erwachen ohne oder mit sehr verschwommenen Erinnerungen daran; meist offene Augen, Gefahr: Verletzungen

Non-REM-Schlaf Parasomnien haben folgende Merkmale gemeinsam:

  • Wiederholte Episoden “halben Erwachens” mit ungewöhnlichem Verhalten oder Erlebnissen
  • Keine Ansprechbarkeit
  • Geringe oder keine Erinnerung an das Ereignis
  • Kein Bericht von Träumen

Parasomnien im REM-Schlaf

Parasomnien im REM-Schlaf treten überwiegend im REM-Schlaf und damit häufiger in der zweiten Hälfte der Nacht auf.

  • Albträume: wiederholte, stark unangenehme oder beängstigende Träume; können gut erinnert werden; treten manchmal im Verlauf psychischer Störungen auf, wie Posttraumatische Belastungsstörung
  • Schlafparalyse (auch: Schlafstarre oder Schlaflähmung): Aufwachen aus dem REM-Schlaf mit minutenlanger Bewegungslosigkeit, gefühlter Lähmung. Körperlich ungefährlich, aber hohe psychische Belastung

REM-Schlaf-Verhaltensstörung: übertriebene Motorik während des Träumens (Trauminhalte werden mit echten Bewegungen “ausgelebt”), Gefahr von Verletzungen

Andere Parasomnien

Parasomnien, die unabhängig von der Schlafphase auftreten:

  • Schlafbezogene Halluzinationen
  • Nächtliches Einnässen: überwiegend bei Kindern, bei Erwachsene selten
  • Exploding Head Syndrome: Gefühl einer “Explosion im Kopf”, Hören von einem lauten Geräusch oder Empfinden eines explosiven Gefühls
Reden im Schlaf - eine Schlafstörung?

Für andere kann es belustigend oder erschreckend sein - der oder die Betroffene bekommt nichts davon mit: Selbstgespräche im Schlaf. Verstärkt wird das Reden durch schlechten Schlaf, Krankheiten und psychische Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten oder Rauschmitteln. Dennoch sind diese Selbstgespräche in der Regel völlig harmlos. Als Risiko bleibt, ungewollt Geheimnisse auszuplaudern. Aber keine Sorge: Da sich die Sprechmuskulatur im Schlaf entspannt, kommen meist nur Wortfetzen raus.

Süchtig nach Schlaf? Die Hypersomnie

Bei einer Hypersomnie fühlen sich die Betroffenen, als könnten sie nicht genug Schlaf bekommen. Daher wird Hypersomnie umgangssprachlich auch als Schlafsucht bezeichnet.

Symptome am Tag Symptome in der Nacht
Erhöhte Schläfrigkeit & Energielosigkeit Die Schlafqualität ist in der Regel nicht beeinträchtigt
schlechte Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis ❗️Plötzliches Einschlafen am Tag droht, auch in ungünstigen Situationen Schlaf dauert deutlich länger (ca. 10 Stunden)

Unter die Hypersomnie fallen verschiedene Störungsbilder, wie z.B.

  • die Narkolepsie: Tagesschläfrigkeit, unkontrollierbare Einschlafattacken, gestörter Nachtschlaf
  • die idiopathische Hypersomnie: extreme Tagesschläfrigkeit, verlängerter oder normaler Nachtschlaf
  • die periodische Hypersomnie (auch: Kleine-Levin-Syndrom oder Dornröschensyndrom)⁵: wiederkehrende Phasen mit stark erhöhtem Schlafbedürfnis
Gut zu wissen

Vielen Hypersomnien ist gemein, dass sie einen neurologischen Ursprung haben. Die Tagesschläfrigkeit wird durch einen Defekt im zentralen Nervensystem erklärt.

Schlafbezogene Atmungsstörungen

Hauptmerkmal schlafbezogener Atmungsstörungen ist eine ungewöhnliche Atmung während des Schlafes: Das kann sich auf das Atemmuster, Atempausen oder die Luftversorgung beziehen. Die Atmungsstörungen können, selbst wenn der oder die Betroffene sie nicht bemerkt, stark die Qualität des Schlafes beeinträchtigen und zu Tagesmüdigkeit führen.

Atmungsprobleme im Schlaf treten häufig auf. So leidet jeder fünfte Erwachsene unter schlafbezogenen Atmungsstörungen.⁶

Ohne Blockierung der Atmung

  • Schnarchen: in vielen Fällen ungefährlich, kann jedoch auf gesundheitliche Probleme hindeuten; häufig Belastung für andere durch störende Geräusche
  • Hypoventilations- und Hypoxämiesyndrome: eingeschränkte Lungenbelüftung. Oft bedingt durch Übergewicht, bestehende Lungenerkrankungen oder Schwäche der Atemmuskulatur

Zentrales Schlafapnoesyndrom: Atmungsantrieb im Nervensystem wird gehemmt, kein Signal zur Atmung gesendet oder weitergeleitet - im Unterschied zur obstruktiven Schlaf-Apnoe sind Atemwege aber frei!

Mit Blockierung der Atmung: “Obstruktion”

Was wird blockiert?

Die Atemwege werden durch die Entspannung der Muskeln von Gaumen und Zunge behindert. Die Folge: Atemaussetzer oder Abnahme des Luftflusses für bis zu 10 Sekunden

  • Obstruktive Schlaf-Apnoe: neben Schnarchen und nächtlichen Atemaussetzern sind weitere typische Symptome Tagesschläfrigkeit, morgendliche Kopfschmerzen, Vergesslichkeit und Konzentrationsschwäche, Gewichtszunahme.⁷

  • Upper-Airway-Resistance-Syndrom (UARS): Widerstand der oberen Atemwege mit Symptomen wie Schnarchen, Einschlafstörungen oder Tagesschläfrigkeit; Einschränkungen des Atemflusses, die zum Aufwachen führen können.

Schlafbezogene Bewegungsstörungen

Schlafbezogene Bewegungsstörungen sind als einfache Bewegungen, die den Schlaf behindern, definiert. Sie können für die Betroffenen bewusst oder unbewusst ablaufen - relevant für die Diagnose ist, ob sie die Schlafqualität und Lebensqualität am Tag beeinträchtigen.

Restless Legs Syndrom (RLS)

Der für das das RLS typische Bewegungsdrang und das Kribbeln in den Beinen sind für Betroffene sehr unangenehm. Auch Krämpfe oder Schmerzen können dazu kommen. Meist tritt die Symptome erst auf, wenn der Körper zu Ruhe kommt und die Muskeln sich entspannen. Dadurch wird das Einschlafen zur Belastungsprobe.

Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein: von Eisenmangel oder einer Schwangerschaft bis hin zu Schädigungen der Nerven oder Gelenke.

Gut zu wissen

Noch nie vom Restless Legs Syndrom gehört? Dabei ist es ziemlich häufig. Bis zu 10 von 100 Menschen sind davon betroffen⁸.

Periodische Bewegungen der Gliedmaßen im Schlaf (PLMS)

Bei der PLMS können zusätzlich die Arme von der Bewegungsstörung betroffen sein: Arme und Beine bewegen sich in Phasen mal einseitig, beidseitig, symmetrisch oder getrennt voneinander. Häufig treten die PLMS in Kombination mit anderen Störungen des Schlafes auf, wie dem Restless-Legs-Syndrom, der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, der Narkolepsie oder der Schlafapnoe. Die Schlafqualität kann massiv gestört sein, sodass die Betroffenen tagsüber müde sind.

Die PLMS ist im höheren Alter sehr häufig. Von Menschen, die das 50. Lebensjahr überschritten haben, sind bis zu 30% betroffen.⁹

Innere Uhr defekt: Die Schlafrhythmusstörung

Bei der Schlafrhythmusstörung funktioniert die innere Uhr nicht richtig: Sie ist nicht optimal auf den Hell-Dunkel-Zyklus, den Rhythmus von Tageslicht und Nacht, eingestellt. Gründe dafür sind häufig ungünstige äußere Umstände, genauso spielen aber auch körperliche Faktoren eine Rolle:

  • Nachtschichten oder wechselnde Schichten auf der Arbeit
  • Jetlag
  • Blindheit
  • Höheres Alter
  • Demenz
Die Rolle des zirkadianen Rhythmus

Warum werden wir müde, wenn es Nacht wird und wachen mit dem Tageslicht auf? - Viele unserer körperlichen Vorgänge, wie unsere Temperaturregelung oder hormonellen Prozesse, sind auf den Tag-Nacht-Rhythmus abgestimmt. Licht ist dabei ein wichtiger Zeitgeber. Durch das Tageslicht wird Melatonin, ein Schlafhormon, unterdrückt, und mehr Cortisol ausgeschüttet, was uns wach und aktiv macht. Wenn wir entgegen dieser natürlichen inneren Uhr funktionieren müssen, können daher Schlafprobleme entstehen.

Häufige Fragen

Insomnien sind Schlafstörungen, bei denen Betroffene Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen haben. Akute Insomnien dauern weniger als drei Monate und sind oft an spezifische Auslöser gebunden. Chronische Insomnien halten länger als drei Monate an und sind nicht nur durch äußere Faktoren wie Lärm bedingt.

Parasomnien sind ungewöhnliche Phänomene, die während des Schlafes auftreten, ohne direkt die Erholsamkeit zu beeinträchtigen. Beispiele sind Schlafwandeln, Nachtschreck, und Schlafparalyse. Diese Ereignisse treten entweder im Non-REM- oder REM-Schlaf auf.

Hypersomnie bezeichnet übermäßige Schläfrigkeit am Tag und ein stark erhöhtes Schlafbedürfnis. Es gibt verschiedene Formen wie Narkolepsie, idiopathische Hypersomnie und das Kleine-Levin-Syndrom. Diese Störungen haben oft einen neurologischen Ursprung.

Schlafbezogene Atmungsstörungen umfassen Schnarchen, Hypoventilation und obstruktive Schlafapnoe. Diese Störungen können die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen und zu Tagesmüdigkeit führen. Obstruktive Schlafapnoe ist durch Atemaussetzer bedingt und geht häufig mit Schnarchen und morgendlichen Kopfschmerzen einher.

Schlafbezogene Bewegungsstörungen sind repetitive Bewegungen während des Schlafs, die die Schlafqualität stören können. Beispiele sind das Restless-Legs-Syndrom (RLS) und periodische Bewegungen der Gliedmaßen (PLMS). Diese Störungen führen oft zu Schlafunterbrechungen und Tagesmüdigkeit.

Quellenangaben

  1. American Academy of Sleep Medicine. International Classification of Sleep Disorders, 3rd ed, American Academy of Sleep Medicine, Darien, IL 2014.
  2. Bonnet, M. H., Arand D. L. (2020). Evaluation and diagnosis of insomnia in adults (https://www.uptodate.com/contents/evaluation-and-diagnosis-of-insomnia-in-adults).
  3. Schredel, M., Weeß, H.G. (2011): Patientenratgeber der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin: Parasomnien.
  4. https://www.amboss.com/de/wissen/Neurophysiologische_Untersuchungen_und_Schlaf (Schlafzyklen)
  5. Judd, B. G., Sateia, M. J.  (2020): Classification of Sleep Orders. https://www.uptodate.com/contents/classification-of-sleep-disorders?search=Classification%20of%20sleep%20disorders&source=search_result&selectedTitle=1~150&usage_type=default&display_rank=1
  6. Young T, Peppard PE, Gottlieb DJ. Epidemiology of obstructive sleep apnea: a population health perspective. Am J Respir Crit Care Med 2002;165(9):1217-39.
  7. https://www.resmed.de/medizinisches-fachpersonal/schlaf/sbas/symptome-schlafapnoe/
  8. https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/restless-legs#
  9. https://neurologienetz.de/fachliches/erkrankungen/bewegungsstoerungen/periodische-beinbewegungen-im-schlaf