Die Schlafstadien
Wachheit und Schlaf werden häufig als zwei exklusive Zustände wahrgenommen: Entweder wir sind wach oder wir schlafen. Doch wenn wir genauer hinschauen, bemerken wir, dass es auch einiges “dazwischen” gibt: Das Gefühl von Schläfrigkeit, wenn einem die Augen dauernd zufallen. Den spürbaren Unterschied zwischen einer unruhigen Nacht, in der wir von jedem Mucks wach werden, und einem tiefen Schlaf, aus dem niemand uns erwecken kann. Eine Nacht voller aufregender Träume, die sich so lebendig anfühlen wie die Wirklichkeit. Zwischen den beiden Polen Wachheit und Schlaf scheint es also eine Reihe von Abstufungen zu geben. In der Schlafwissenschaft werden diese Stufen bzw. Stadien als Einschlafphase, Leichtschlafphase, Tiefschlafphase und Traumschlafphase (auch REM-Schlafphase) bezeichnet.
Die Einteilung basiert auf dem Muster dreier Parameter, die in Schlafanalysen im Schlaflabor aufgezeichnet werden:
Hirnströme
Muskelspannung
Augenbewegungen
Die drei Stromkurven bilden körperliche Zustände ab, die je nach Schlafstadium verschieden sind.
Die Einschlafphase
- Leichter, oberflächlicher Schlaf bei noch aktivem Bewusstsein
- Restspannung in Muskulatur vorhanden mit gelegentlichem Muskelzucken
- Macht zusammen mit Wachheit ca. 10% der Nacht aus
Die Einschlafphase, das erste Schlafstadium, läutet den Schlaf ein. Diese Übergangsphase zeichnet sich durch hohe Schläfrigkeit bei meist noch aktiven Bewusstsein aus. Daher erleben wir in diesem Dämmerzustand manchmal ungewöhnliche Gedanken und Bilder, die hypnagoge Halluzinationen genannt werden. Dabei können wir noch leicht aufschrecken: Geräusche, Berührungen oder Licht können diesen oberflächlichen Schlaf leicht unterbrechen. Weiterhin entspannt sich unser Kopf und Körper langsam, manchmal tritt ein plötzliches Zucken in den Muskeln auf.
Vielleicht hast Du das auch schonmal beobachtet: Eine Person schläft neben dir langsam ein, ihr Atem beruhigt wird regelmäßig und ihr Körper ruhig und - wie aus dem nichts - zuckt sie zusammen. Keine Sorge, dieses gelegentliche Zusammenzucken beim Einschlafen ist völlig unbedenklich. Aber woher kommt es? In der Wissenschaft gibt es zwei Erklärungen hierfür:
Ursache sind durch Anspannung überreizte Nerven in einer Kontrollregion unseres Hirnstammes, welche sich als Erregungswelle in weitere Hirnbereiche ausbreitet und dabei z.B. das Anspannen von Muskeln auslöst.
Ursache ist, dass unser Gehirn das beim Einschlafen natürliche Erschlaffen der Muskeln als Kontrollverlust wahrnimmt und versucht dies durch die ruckartige Bewegung zu korrigieren
Der leichte Schlaf
- Teils aktives Bewusstsein und leichtes Erwachen
- Entspannung der Muskeln
- Ca. 50% der Nacht
Auch in der zweiten Schlafphase, der Leichtschlafphase ist unser Bewusstsein noch teils aktiv und wir können leicht geweckt werden. Die Muskulatur entspannt sich weiterhin, die Atmung wird immer gleichmäßiger. Keine Augenbewegungen treten mehr auf. Ungefähr die Hälfte der gesamten Schlafzeit wird in diesem leichten Schlafstadium verbracht.
Auch der Schlaf in der Leichtschlafphase läuft noch unter leichter Beteiligung unseres Bewusstseins ab. Das kann dazu führen, dass wir diesen Schlaf gar nicht als solchen wahrnehmen. Menschen mit einer Schlafstörung, die während des Leichtschlafes aufwachen, behaupten oft, dass sie noch gar nicht geschlafen hätten. Vermutlich laufen ihre Grübelketten auch während des Schlafens automatisch weiter. Für sie ist es wichtig, zu verstehen, dass sie länger schlafen als es ihnen vorkommt. Schließlich ist auch die persönlich empfundene Schlafqualität entscheidend für unser Wohlbefinden.
Der Tiefschlaf
- Maximale Entspannung von Muskeln und Atmung
- Schwierigere Weckbarkeit
- Regenerationsprozesse des Körpers
- Ca. 4-6% (mitteltief) und 12-15% (sehr tief) des Schlafes
Der Tiefschlaf wird in zwei Schlafstadien aufgeteilt: die mitteltiefe Tiefschlafphase und die sehr tiefe Tiefschlafphase. Zusammen nehmen sie knapp 20% der Nacht ein. Auf sämtlichen Ebenen setzt Entspannung ein: Die Atmung wird regelmäßiger, der Puls langsamer, die Muskeln entspannen sich. Das ermöglicht eine Reihe regenerativer Prozesse unseres Körpers: Es werden viele Wachstumshormone ausgeschüttet und Zellen erneuert. Unser Schlaf ist deutlich tiefer, sodass das Erwachen erschwert ist. Auf einige Signale sind wir aber konditioniert, sodass wir dennoch aufwachen: Beispiele sind dafür das Weckerklingeln oder Babygeschrei.
Der REM- oder Traumschlaf
- Phase der schnellen Augenbewegungen
- Erschlaffung der Muskulatur bei schnellem Herzschlag und Atmung
- Träume
- Ca. 20% des Schlafes
Der REM-Schlaf hat seinen Namen den schnellen Augenbewegungen (engl. rapid eye movements) während dieser Phase zu verdanken: Die Augen bewegen sich ruckartig hin und her. Alle anderen Muskeln sind dagegen stark entspannt. Anders sieht es mit Herzschlag, Blutdruck und der Atmung aus: sie sind schnell und unregelmäßig. Auch unser Gehirn ist aktiv während der REM-Schlafphase: Wir träumen und verarbeiten damit die Erlebnisse des vergangenen Tages.
Anhand der Messung der Augenbewegungen wird der Schlaf in Phasen mit schnellen Augenbewegungen (REM-Schlaf) und wenig bis kaum Augenbewegungen (Non REM-Schlaf) unterteilt werden:
REM-Schlaf: ist die Schlafphase, in der wir träumen.
Non REM-Schlaf: bezeichnet alle anderen Schlafphasen, also die Einschlafphase, Leichtschlafphase und Tiefschlafphasen.