Schlaftypen: Von Eulen und Lerchen

Bist Du Morgenmuffel oder Frühaufsteher? SchlafwissenschaftlerInnen sind sich einig, dass dies mitunter durch unsere Gene bestimmt wird. Sie unterscheiden sogenannte Chronotypen, welche sich durch bestimmte biologische Eigenschaften auszeichnen. Am geläufigsten in die Unterteilung in Eule und Lerche, auch wenn sie nicht die Bandbreite menschlicher Schlafgewohnheiten abbilden kann.

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Letzte Änderung:

24.7.24

Das Wichtigste in Kürze
  • Chronotypen beeinflussen das Schlaf- und Wachverhalten und werden genetisch bestimmt, wobei "Eulen" spät und "Lerchen" früh aktiv sind.
  • Mischtypen sind häufiger als reine Chronotypen, und der Mediziner Michael Breus klassifiziert Menschen zusätzlich als Löwen, Bären, Wölfe oder Delphine basierend auf ihrem Schlafverhalten.
  • Tipps zur Anpassung an den eigenen Chronotypen beinhalten das Nutzen von Lichtquellen und die Planung von Aktivitäten entsprechend der natürlichen Leistungszeiten.

Was ist ein Chronotyp?

Chronos ist das griechische Wort für Zeit. Mit unterschiedlichen Chronotypen ist gemeint, dass wir Menschen unterschiedlich langsam oder schnell ticken. Während der eine Mensch sein Leistungshoch am Morgen hat, kommt der andere so gar nicht in Schwung. Solche Unterschiede lassen sich nicht ausschließlich auf unsere Gewohnheiten schieben. Einen großen Einfluss hat auch unsere innere biologische Uhr, die unsere körperlichen Funktionen wie die Körpertemperatur oder unser Schlaf-und Wachverhalten steuert. Die Einstellung dieser inneren Uhr ist genetisch bedingt. In der Schlafmedizin haben sich verschiedene Typen etabliert.

1

Schlafverhalten

Wann wir müde oder ohne Wecker wachen werden

2

Leistung

Wann unsere körperliche Kraft oder unser Konzentrationsvermögen am höchsten ist

3

Hunger

Ob wir lieber ausgiebig frühstücken, ein großes Mittag- oder Abendessen bevorzugen

Hintergrund zur inneren Uhr

Normalerweise passt sich unsere innere Uhr an den Wechsel von Tag und Nacht an. Damit folgt sie einem 24 Stunden Rhythmus. Die Synchronisierung erfolgt über eine Schaltzentrale in unserem Gehirn, die Informationen über Lichtreize vom Auge empfängt. Als Reaktion auf die Dämmerung oder den Anbruch des Tageslichts steuert unser Gehirn dann verschiedene Körperfunktionen, wie den Hormonhaushalt, Verdauungsprozesse oder die Körpertemperatur. Dadurch werden wir am Tage aktiv und verbrauchen unsere Energiespeicher, während wir die Nachtruhe zum Regenerieren und Entgiften nutzen.

Gut zu wissen!

Ob wir der Lerche oder Eule entsprechen, ist teils in unseren Genen verankert. Die Einstellung der inneren Uhr der beiden Chronotypen weichen voneinander ab:

  • Eule: die innere Uhr tickt langsamer. Der Zyklus der Körperfunktionen ist nicht wie normal nach 24 Stunden, sondern nach 25 Stunden abgeschlossen.

  • Lerche: die innere Uhr tickt schneller. Sie braucht nur 23 Stunden um den Zyklus zu durchlaufen.

Mischtypen

Die Eulen- und Lerchen Kategorisierung ist sehr verbreitet und dennoch zu vereinfacht. In der Wirklichkeit lassen sich nicht alle Menschen klar dem Früh- oder Spättypen zuordnen, sondern machen überwiegend Mischtypen aus. Studien zufolge gehören bis zu 70% zu diesem Normal- oder Mischtyp. Die extremen Chronotypen sind also deutlich seltener.

Eine andere Unterteilung, die dieses Mischtypen mehr gerecht wird, ist die Kategorisierung in vier Chronotypen vom Mediziner und Autor Michael Breus. Er unterscheidet Löwen, Bären, Wölfe und Delphine. Bei der Unterteilung stützt sich Breus nicht nur auf die Aufsteh- und Bettgehzeiten, sondern integriert auch die Häufigkeit der Schlafzyklen während einer Nacht.

Löwe Bär Wolf Delphin
Typ Frühtyp Mischtyp Spättyp komplizierte Schläfer
Beschreibung So wie Löwen in der Früh jagen gehen, sind auch Löwen-Typen früh aktiv und leistungsstark. Sie starten gut gelaunt in den Tag. Bären sind am anpassungs- fähigsten und können jederzeit jagen. Der Bären-Typ hat selten Schlafprobleme und passt sich normalerweise dem Tag-Nacht- Rhythmus an. Der Wolf jagt nachts. Ebenso ist der Wolf-Typ gerne lange wach, weil er sich in dieser Zeit am besten konzentrieren kann. Morgens kommt er schwer aus dem Bett. Wenn Delphine schlafen, bleibt eine Gehirnhälfte wachsam. Delphin-Typen haben häufiger Schlafprobleme aufgrund von Sorgen und Gedankenketten.
Schlafzyklen 5 Zyklen pro Nacht 5 Zyklen pro Nacht 4 Zyklen pro Nacht 4 Zyklen pro Nacht

Tipps für Chronotypen

Auch wenn die Gene Einfluss auf unser Schlaf- und Wachverhalten nehmen - wir werden nicht vollständig durch sie bestimmt. Stattdessen können wir durch unsere Tagesgestaltung und Lebensweise einen großen Einfluss auf unseren Schlaf ausüben. Und sogar der Zusammenhang mit unserem genetischen Biorhythmus ist wechselseitig.

Unser Körper ist stark anpassungsfähig. Wenn wir über einen längeren Zeitraum unsere Verhaltensweisen ändern, bewirkt dies auch Veränderungen unserer biologischen inneren Uhr. Deutlich wird dies zum Beispiel bei der Reise in weit entfernte Zeitzonen. Dann stellen wir fest, dass es nicht viele Tage braucht, bis sich unser Körper an den neuen Rhythmus gewöhnt hat.

Tipps für den Frühtyp

Als Frühtyp hat man am Morgen kaum Schwierigkeiten. Aufstehen ist seine Paradedisziplin. Problematischer wird es für ihn, wenn er abends Aktivitäten geplant hat. Ein später Kinofilm, das Hineinfeiern in einen Geburtstag oder Spätschichten - alles Herausforderungen für den Frühtypen. Folgende Tipps können ihm helfen:

  • Um abends wachzubleiben kann helles Licht - besonders effektiv: eine Tageslichtlampe - helfen. Die Lichtreize signalisieren dem Gehirn, dass Tag ist und der Körper erhält seine Aktivität aufrecht

Aktivität nach der inneren Uhr ausrichten: wichtige und anstrengende Aktivitäten auf die Morgenstunden bis in den frühen Nachmittag legen.

Tipps für den Spättyp

Die Uhrzeiten in der traditionellen Arbeitswelt machen dem Spättypen schwer zu schaffen. Selbst wenn er sich vornimmt, sich abends früh ins Bett zu begeben, ist sein Organismus noch auf volle Leistung gestellt: Gedanken rauschen durch den Kopf, Verdauungsprozesse sind im Gange und das Nervensystem aktiviert. Die Folge: Er kommt erst spät zur Ruhe und am nächsten Morgen umso schwieriger aus dem Bett. Hier kann folgendes helfen:

  • Früh Morgens nicht zu schwer frühstücken: Der Verdauungstrakt ist noch nicht im Gange und eine große Mahlzeit kann eher träge machen. Ein Kaffee kann dagegen Wunder wirken.
  • Tageslicht tanken: um die innere Uhr auf Tag zu stellen, lohnt es sich möglichst viel Licht am Morgen einzufangen. Das kann auf dem Weg zur Arbeit geschehen oder bei einem Spaziergang um den Block vor dem Home-Office. Auch die frische Luft bringt den Organismus in Schwung. Wer sehr früh arbeiten muss, kann sich mit Tageslichtlampen aushelfen.
  • Abends früh zur Ruhe kommen: vor dem Schlafengehen sollten Bildschirme vom Laptop oder Handy mit hohem Blauanteil gemieden werden. Abendessen und sportliche Aktivitäten sollten in ausreichendem Abstand zu Bettgehzeit stattfinden. Entspannungsübungen können zusätzlich helfen, in den Ruhemodus umzuschalten.

Häufige Fragen

Chronotypen sind genetisch bedingte innere Uhren, die bestimmen, wann wir uns wach oder müde fühlen. Sie beeinflussen, ob wir eher Frühaufsteher (Lerchen) oder Nachtschwärmer (Eulen) sind. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in unserer körperlichen Leistungsfähigkeit und unserem Essverhalten wider.

Michael Breus unterscheidet vier Chronotypen: Löwen (Frühtypen), Bären (Mischtypen), Wölfe (Spättypen) und Delphine (komplexe Schläfer). Diese Klassifizierung berücksichtigt nicht nur Schlafzeiten, sondern auch die Anzahl der Schlafzyklen pro Nacht.

Frühtypen sollten helles Licht nutzen, um abends wach zu bleiben, und anstrengende Aktivitäten auf den Morgen und frühen Nachmittag legen. Dadurch können sie ihre Energie besser einteilen und abends aktiver sein.

Spättypen sollten morgens leicht frühstücken und viel Tageslicht tanken, um ihre innere Uhr auf den Tag zu stellen. Abends sollten sie Bildschirmzeit und schwere Mahlzeiten vermeiden, um besser zur Ruhe zu kommen.

Reine Chronotypen wie extreme Lerchen oder Eulen sind relativ selten, da die meisten Menschen Mischtypen sind. Studien zufolge gehören etwa 70% der Menschen zu diesen Mischtypen, die flexibel zwischen Früh- und Spätaktivität wechseln können.

Quellenangaben

  • https://www.licht.de/de/grundlagen/nicht-visuelle-lichtwirkungen/unser-schlaf-wach-rhythmus/
  • Breus, M. (2016). The Power of when: Learn the Best Time to Do Everything. Random House