Freizeit-Cannabis vs. medizinisches Cannabis

Was ist der Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und Freizeit-Cannabis?

Seit dem 1. April 2024 erhältst Du Cannabis nicht mehr nur in der Apotheke, sondern auch in zugelassenen Cannabis-Social-Clubs. Letztere bieten allerdings kein medizinisches Cannabis, sondern Freizeit-Cannabis an. Was die Unterschiede sind, erfährst Du hier bei uns.

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Letzte Änderung:

19.07.2024

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Zusammensetzung von medizinischem Cannabis wird geprüft, um die Sicherheit der Wirkung zu gewährleisten.
  • Es gelten gesetzliche Vorgaben für den Anbau und die Lagerung der medizinischen Cannabis-Produkte.
  • Medizinisches Cannabis lässt sich bezüglich der Nebenwirkungen besser einschätzen.

Unterschied zwischen Sorten für die medizinische Anwendung oder den Freizeitkonsum

Die unterschiedlichen Sorten von Cannabis werden auch als Cannabis-Strains bezeichnet. Es handelt sich um verschiedene Züchtungen der Cannabis-Pflanze, die sich in ihrem Aussehen, ihrem Aroma, ihren Wirkungen und ihrer chemischen Zusammensetzung unterscheiden.

Medizinisches Cannabis und Cannabis für den Freizeitgebrauch stammen zwar aus derselben Quelle – der Cannabis-Pflanze. Medizinisches Cannabis besteht jedoch aus speziell ausgewählten und entwickelten Sorten, die eine potenzielle therapeutische Wirkung haben.

Die Grundsubstanz selbst weist keine Unterschiede auf: Freizeit-Hanf und medizinischer Hanf enthalten THC, CBD und weitere Cannabinoide. Hinsichtlich der Qualität wird bei medizinischem Cannabis jedoch darauf geachtet, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten wurden. Damit wird eine konstante Qualität gewährleistet, inklusive des THC-Gehalts. 

Freizeit-Cannabis unterliegt keinen strengen Kriterien; es darf aus Samen des EU-Sortenkatalogs angebaut werden. Der tatsächliche Anteil von THC wird vor der Ausgabe nicht geprüft und zertifiziert, sodass Schwankungen möglich sind.

Anbau von medizinischem Cannabis und Freizeit-Cannabis

Anbau, Vertrieb, Qualitätssicherung und Nutzung sind bei medizinischen Produkten klar geregelt. Das Ziel ist es, medizinisches Cannabis sicher und wirksam für therapeutische Zwecke zu machen.

Beim Anbau gelten strenge staatliche Kontrollen und Genehmigungen. Nur lizenzierte Produzenten dürfen medizinisches Cannabis anbauen und müssen hohe Standards hinsichtlich Qualität und Sicherheit erfüllen. 

Produzenten sind hierbei auf die sogenannten GMP-Richtlinien (Good-Manufacturing Practice) angewiesen. Diese stellen sicher, dass die Produktion unter kontrollierten Bedingungen erfolgt. So werden Verunreinigungen vermieden und es bleibt bei einer gleichbleibenden Produktqualität.

Jede Charge von medizinischem Cannabis wird auf Reinheit und Wirkstoffgehalt getestet. Verpflichtend sind Tests auf Pestizide, Schwermetalle und mikrobiologische Verunreinigungen. Erst nach der Kontrolle gilt das Produkt als sicher für den Konsum.

Für Freizeit-Cannabis gelten weniger strenge Vorschriften. Der Eigenanbau ist in Deutschland selbst im Heimgebrauch möglich. Die hierfür erforderlichen Samen sind über das Internet bei verschiedenen Händlern erhältlich. Die Qualitätsstandards variieren je nach Erfahrungsgrad des Anbauers oder des Anbieters. 

In der Zukunft wird hier die Rolle der Cannabis-Social-Clubs sicher noch höher werden, in denen sich Anbauer und Anwender vernetzen können.

Cannabinoide bestimmen die Wirkungseigenschaften

Die Wirksamkeit von Cannabis im medizinischen Sinne und im Freizeitgebrauch ist auf die enthaltenen Cannabinoide zurückzuführen, die Einfluss auf das menschliche Gehirn nehmen. THC und CBD sind die beiden relevantesten Cannabinoide, denen antiemetische (gegen Brechreiz), analgetische (gegen Schmerz), antispastische (gegen Verkrampfungen) und antidepressive (stimmungsaufhellend) Wirkungen nachgesagt werden.

Je nach Indikation stehen für medizinische Therapien verschiedene Sorten zur Verfügung. Übergeordnet werden die Cannabis-Sorten in Indica- und Sativa-Strains unterteilt.

Indica-Strains wirken stärker beruhigend, wohingegen Sativa-Sorten eine anregende Wirkung mit verstärkter Euphorie haben. Letztere werden primär für den Freizeitkonsum genutzt. Heutzutage sind auch Hybridformen beliebt, die Merkmale von Sativa und Indica kombinieren, um ein breiteres Wirkungsspektrum zu erzielen.

Medizinische Strains werden oft so gezüchtet, dass sie ein spezifisches Cannabinoid-Profil aufweisen. Das Cannabinoid-Profil beschreibt die spezifische Zusammensetzung und Konzentration der verschiedenen Cannabinoide (z. B. THC und CBD) in einem Cannabis-Produkt.

Ein bestimmtes Cannabinoid-Profil zielt auf die Behandlung bestimmter Erkrankungen und Symptome ab. So sind beispielsweise Strains mit hohem CBD-Gehalt und niedrigem THC-Gehalt zur Reduktion von Entzündungen möglich. Bei Freizeit-Cannabis steht oft der hohe THC-Gehalt im Fokus, um eine starke psychoaktive Wirkung zu erzielen.

Unterschiede beim Konsum

Medizinisches Cannabis wird in der Regel inhaliert (mit einem Vaporizer) oder oral in Form von Tropfen oder Kapseln eingenommen, um die Dosierung besser kontrollieren zu können. Die garantierte Qualität und Reinheit von medizinischem Cannabis stellen sicher, dass das Cannabinoid-Profil für den therapeutischen Zweck geeignet ist.

Cannabis für den Freizeitgebrauch kann auf verschiedene Weise konsumiert werden, z. B. auch durch das Rauchen eines Joints. Für die freizeitliche Anwendung steht vor allen Dingen der THC-Gehalt im Fokus des Interesses, denn er sorgt für berauschende und entspannende Zustände.

Gesetzliche Unterschiede zwischen medizinischem und Freizeit-Cannabis

Medizinisches Cannabis ist nur auf Rezept erhältlich. Deine Ärztin oder Dein Arzt stellen Dir nach der erstmaligen Bescheinigung, dass Du Cannabis verträgst und die Anwendung sinnvoll ist, Folgerezepte aus. Sofern sich Deine körperliche Situation nicht verändert, erhältst Du medizinisches Cannabis auf diesem Wege.

Freizeit-Cannabis wird in Mengen von bis zu 25 Gramm pro Person / Tag ausgehändigt; der Besitz ist innerhalb dieser Rahmenbedingungen nicht strafbar.

Ärztinnen und Ärzte müssen bei der Verordnung von medizinischem Cannabis Richtlinien einhalten. In einem Zeitraum von 30 Tagen dürfen maximal 100.000 mg Cannabis in Blütenform verordnet werden. Cannabis-Extrakte dürfen in einer Menge von 1.000 mg verschrieben werden (pro Monat).

Bei medizinischem Cannabis gibt es keine Vorschrift, wie viel Du besitzen darfst. Die Menge, die Dir von Deiner Ärztin oder Deinem Arzt verordnet wird, ist zulässig. Beachte aber, dass Du Cannabis fern von Kindern, Haustieren und dritten Personen aufbewahren musst.

Zusammenfassung

Medizinisches Cannabis unterliegt strengen Prüfungen und wird erst danach in den Verkehr gebracht. Es darf nur von zertifizierten Produzenten angebaut werden und muss vor der Ausgabe auf seinen Wirkstoffgehalt geprüft werden. Das bedeutet nicht, dass Freizeit-Cannabis automatisch weniger rein ist. Doch für die Verwendung im medizinischen Kontext ist die genaue Zusammensetzung besonders wichtig.

Häufige Fragen

Medizinisches Cannabis muss nicht zwingend stärker sein als Freizeit-Cannabis. Es wurde allerdings so gezüchtet und dosiert, dass es bestimmte therapeutische Effekte erzielt. Freizeit-Cannabis wird meist nur auf einen hohen THC-Gehalt gezüchtet, Freizeit-Cannabis kann unterschiedliche Cannabinoid-Profile aufweisen.

Ja, medizinisches Cannabis ist in der Regel reiner. Es unterliegt strengen Kontrollen und muss die Good-Manufacturing Practice (GMP) Richtlinien erfüllen. Bevor das Cannabis in den Verkehr kommt, muss es verschiedene Prüfungen erfüllen.

Der menschliche Körper macht keinen Unterschied zwischen medizinischem und Freizeit-Cannabis, da beide die gleichen Wirkstoffe enthalten. Unterschiedlich ist nur die Zusammensetzung, die bei medizinischen Sorten gezielt auf die Behandlung von Erkrankungen abgestimmt ist. So kann eine andere Art der Wirkung spürbar sein.

Ja, die Bedingungen beim Anbau sind strenger, grundsätzlich erfolgt die Zucht aber gleich. Aus Samen werden weibliche Cannabispflanzen gezüchtet, die nach der Reife geerntet, getrocknet und weiterverarbeitet werden. Wirkstoffgehalt und Reinheit werden bei medizinischen Sorten ständig kontrolliert.

Nein, das Rezept für medizinisches Cannabis wird nicht in der Apotheke ausgestellt, sondern von einer Ärztin oder einem Arzt. Da sich einige Telemediziner:innen bereits auf die Ausgabe von Cannabis-Rezepten spezialisiert haben, ist der Besuch vor Ort in der Praxis nicht immer notwendig. In Deutschland kannst Du kein medizinisches Cannabis ohne Rezept kaufen.

Die Dosierung von medizinischem Cannabis wird individuell von Deiner Ärztin oder Deinem Arzt festgelegt. Sie basiert auf Deinen Bedürfnissen und auf der vorliegenden Indikation. Medizinisches Cannabis wird exakt dosiert, um eine optimale therapeutische Wirkung zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren. Freizeit-Cannabis wird hingegen oft nach persönlichem Geschmack und Vorlieben dosiert, ohne medizinische Anleitung. Die Effekte sind in der Praxis dadurch variabel.

Quellenangaben

1. BARMER. (o. J.). Cannabis – Droge oder Medizin? Barmer.de. Abgerufen 19. Juni 2024, von https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/cannabis/droge-oder-medizin-1132194

2. Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz. (o. J.). BMG. Abgerufen 19. Juni 2024, von https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/cannabis/faq-cannabisgesetz

3. Massanneck, S. (2020, November 30). Gibt es Unterschiede zwischen medizinischem Cannabis und der Freizeitdroge? Witzleben Apotheke; Witzleben Apotheke Berlin. https://witzleben-apotheke.de/gibt-es-unterschiede-zwischen-medizinischem-cannabis-und-der-freizeitdroge/