Wie lange hält die mögliche psychoaktive Wirkung von medizinischem Cannabis an?

Welche Faktoren die Dauer und Intensität der psychoaktiven Wirkung beeinflussen und wie Du Nebenwirkungen minimieren kannst

Wie bei jedem Medikament können auch bei der Anwendung von medizinischem Cannabis Nebenwirkungen auftreten. Insbesondere die psychoaktive Wirkungvon THC, das Bewusstsein und Wahrnehmung beeinflusst, führt häufig zu Verunsicherung. Dieser Artikel erläutert, welche Faktoren die Wirkungsdauer beeinflussen und welche Maßnahmen helfen können, Nebenwirkungen zu vermeiden.

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Letzte Änderung:

4.2.2025

Das Wichtigste in Kürze
  • Das Cannabinoid THC in medizinischem Cannabis ist für die psychoaktive Wirkung verantwortlich.
  • Faktoren wie Sorte, Darreichungsform und THC-Gehalt beeinflussen die Dauer und Intensität der Wirkung.
  • Bei regelmäßiger Anwendung kann die Intensität durch einen Gewöhnungseffekt abnehmen.

Woher kommt die psychoaktive Wirkung von Cannabis?

Cannabis wirkt über das Endocannabinoid-System, ein Netzwerk von Rezeptoren, die im ganzen Körper vorkommen. Diese Rezeptoren befinden sich beispielsweise in:

  • Gehirn
  • Nervensystem
  • Nieren
  • Darm
  • Zellen des Immunsystems
  • Fortpflanzungsorganen

An diese Rezeptoren binden die Cannabinoide THC und CBD. THC wirkt psychoaktiv und beeinflusst das Denken, Fühlen und Wahrnehmen. Es kann Entspannung, Euphorie oder eine veränderte Wahrnehmung auslösen. Außerdem stimuliert es Dopaminrezeptoren im Gehirn, was Bewegung, Motivation und positive Gefühle beeinflusst.

CBD wirkt nicht psychoaktiv. Es wirkt beruhigend und kann die Wirkung von THC abschwächen.

Psychoaktiv vs. High: Unterschiede und Bedeutung bei medizinischem Cannabis
  • Psychoaktiv: Beschreibt jede Wirkung einer Substanz auf die Psyche, unabhängig von der Art oder den Folgen.
  • „High“: Eine besondere, oft berauschende oder euphorisierende Form der psychoaktiven Wirkung.

Nicht jede psychoaktive Substanz macht high, aber jede Substanz, die high macht, ist psychoaktiv. Ein High wird bei medizinischem Cannabis in der Regel nicht angestrebt, die psychoaktive Wirkung kann jedoch erwünscht sein (z. B. bei Angstzuständen).

Was beeinflusst die Dauer möglicher psychoaktiver Nebenwirkungen?

Eine mögliche Nebenwirkung von medizinischem Cannabis ist die psychoaktive Wirkung, die Bewusstsein und Wahrnehmung beeinflussen kann. Dauer und Intensität dieser Nebenwirkung hängen von verschiedenen Faktoren ab. Eine engmaschige ärztliche Betreuung und regelmäßige Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin sind entscheidend, um eine individuell angepasste Dosierung zu finden und die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten.

Warum ist eine langsame Dosissteigerung wichtig?

Bei der Anwendung von medizinischem Cannabis gilt das Prinzip „Start low and go slow“. Das bedeutet, dass mit einer niedrigen Dosis begonnen und diese langsam gesteigert wird. Ziel ist es, die kleinstmögliche Dosis zu finden, die die Symptome lindert und gleichzeitig die Nebenwirkungen minimiert.

Wie wirkt sich der Aufnahmeweg aus?

  • Inhalation: Die Wirkung tritt innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten ein und hält etwa 2–3 Stunden an.
  • Orale Aufnahme: Hier dauert es 30–120 Minuten, bis die Wirkung spürbar ist. Sie hält dann 4–8 Stunden an.

Welche Rolle spielt der THC-Gehalt?

Für die psychoaktive Wirkung ist maßgeblich das Cannabinoid THC verantwortlich. Cannabis-Blüten enthalten zwischen 5 % und 30 % THC. Je höher der THC-Gehalt, desto intensiver und länger können mögliche psychoaktive Nebenwirkungen sein. In Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin wird eine Konzentration gewählt, die eine bestmögliche Symptomlinderung bei minimalen Nebenwirkungen ermöglicht.

Wie kann CBD die Nebenwirkungen abschwächen?

CBD wirkt nicht psychoaktiv und kann die Intensität der THC-bedingten Nebenwirkungen reduzieren. Sorten mit einem hohen CBD-Gehalt sind daher besonders geeignet, um unerwünschte Effekte wie ein berauschendes Gefühl abzumildern.

Was passiert bei regelmäßiger Anwendung?

Bei regelmäßiger Anwendung kann der Körper eine Toleranz gegenüber medizinischem Cannabis entwickeln. Die psychoaktive Wirkung wird dann als weniger intensiv empfunden. Oft sind jedoch höhere Dosen notwendig, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Dies sollte immer unter ärztlicher Aufsicht geschehen, um Risiken zu vermeiden.

Cannabis kann die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen
    Die Anwendung von medizinischen Cannabis-Produkten kann die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, schwere Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen. Der aktuelle Grenzwert für die Teilnahme am Straßenverkehr liegt in Deutschland bei 3,5 Nanogramm pro Milliliter im Blut.1 Obwohl CBD keine berauschende Wirkung hat, ist Vorsicht geboten: Auch Produkte mit geringem THC-Gehalt können die Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Die individuelle Verkehrstauglichkeit sollte immer mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin abgeklärt werden.

Mögliche Nebenwirkungen bei der Anwendung von medizinischem Cannabis

Neben der psychoaktiven Wirkung können bei der Einnahme von medizinischem Cannabis auch weitere Nebenwirkungen auftreten:

  • Schwindel
  • Herzrasen
  • Müdigkeit
  • Übelkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • Mundtrockenheit

Darüber hinaus kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Daher sollte eine Anwendung von medizinischem Cannabis stets unter ärztlicher Begleitung erfolgen, um Risiken zu minimieren.

Zusammenfassung

Die psychoaktive Wirkung von medizinischem Cannabis wird durch das Cannabinoid THC ausgelöst, das auf das Endocannabinoid-System im Körper wirkt. Dauer und Intensität dieser Nebenwirkung hängen von verschiedenen Faktoren ab: THC-Gehalt, Cannabis-Sorte, Art der Einnahme, Dosierung und individuelle Verträglichkeit. Ein hoher CBD-Gehalt kann die psychoaktive Wirkung abschwächen und verkürzen. Dagegen führt regelmäßiger Konsum häufig zu einer Gewöhnung, wodurch die subjektive Wahrnehmung der Wirkung abnimmt.

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Häufige Fragen

Ja, die Ziele der Anwendung unterscheiden sich deutlich. Medizinisches Cannabis wird so dosiert, dass die Symptome gelindert werden und die psychoaktive Wirkung möglichst gering ist. Beim Freizeitkonsum steht die bewusstseinsverändernde Wirkung im Vordergrund, die intensiver sein und länger anhalten kann. Da die genaue Zusammensetzung von Freizeit-Cannabis oft nicht bekannt ist, ist die Abschätzung der Wirkungsdauer und -intensität oft schwieriger als bei medizinischen Produkten.

Die genaue Wartezeit hängt von der aufgenommenen Menge, der Darreichungsform und der individuellen Reaktion ab. Bitte beachte, dass individuelle Faktoren und gesetzliche THC-Grenzwerte im Blut eine wichtige Rolle spielen. Bitte sprich daher unbedingt mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin, um mögliche Risiken zu minimieren.

Bei regelmäßiger Anwendung tritt ein Gewöhnungseffekt ein: Die wahrgenommene Intensität und Dauer der Wirkung nimmt ab. Die THC-Konzentration in Blut und Urin bleibt jedoch nachweisbar. Es ist daher wichtig, diese Restwerte vor der Teilnahme am Straßenverkehr oder dem Bedienen schwerer Maschinen zu berücksichtigen.

Ja, Sorten mit höherem THC-Gehalt haben eine stärkere und länger anhaltende Wirkung. Die Wahl der Sorte sollte immer in Absprache mit einem Arzt / einer Ärztin erfolgen, um die bestmögliche Balance zwischen Symptomlinderung und unerwünschten Nebenwirkungen zu finden.

Quellenangaben

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  5. Lukas, S. E., & Orozco, S. (2001). Ethanol increases plasma Δ9-tetrahydrocannabinol (THC) levels and subjective effects after marihuana smoking in human volunteers. Drug and Alcohol Dependence, 64(2), 143–149. https://doi.org/10.1016/s0376-8716(01)00118-1