Cannabis-Allergie

Wie Du eine allergische Reaktion auf Cannabis erkennst und richtig reagierst

Für Menschen, die medizinisches Cannabis nutzen, können allergische Reaktionen eine unerwartete Nebenwirkung sein. Diese Reaktionen reichen von leichten Hautausschlägen bis hin zu schweren Atemproblemen. Besonders Personen, die bereits andere Allergien haben, sollten sich der möglichen Risiken bewusst sein. In diesem Artikel erfährst Du, welche Anzeichen auf eine Cannabis-Allergie hinweisen und wie Du im Falle einer allergischen Reaktion richtig handelst.

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Letzte Änderung:

03.12.2024

Das Wichtigste in Kürze
  • Cannabis-Allergien können durch Hautkontakt, Einatmen oder den Verzehr von Cannabisprodukten ausgelöst werden.
  • Häufigste Symptome: Nasenverstopfung, Husten, Hautausschläge und in schweren Fällen Anaphylaxie.
  • Sollte eine allergische Reaktion auftreten, wenn Du Cannabis anwendest, musst Du die Anwendung sofort beenden und bei schweren Symptomen ärztliche Hilfe aufsuchen.

Was ist eine Allergie?

Eine Allergie ist eine übermäßige Reaktion des Immunsystems auf harmlose Stoffe – die als Allergene bezeichnet werden. Das Immunsystem erkennt diese Stoffe fälschlicherweise als Bedrohung und löst eine Entzündungsreaktion aus. Typische Symptome sind Hautausschläge, Atembeschwerden oder Magen-Darm-Probleme. In schweren Fällen kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen: einer lebensbedrohlichen allergischen Reaktion, die eine sofortige ärztliche Behandlung erfordert.

Was ist eine Cannabis-Allergie und wie reagiert der Körper darauf?

Eine Allergie auf Cannabis entsteht, wenn Dein Immunsystem auf bestimmte Proteine in der Cannabispflanze überreagiert. Besonders oft löst das Lipid-Transfer-Protein (LTP) eine allergische Reaktion aus. 

Die Cannabis-Allergie gehört zu den Soforttyp-Allergien (Typ I). Das bedeutet, dass die Symptome meist schon kurz nach dem Kontakt mit Cannabis auftreten. Dein Körper bildet spezielle Abwehrstoffe, sogenannte IgE-Antikörper, die für diese Reaktion verantwortlich sind – ähnlich wie bei Allergien gegen Pollen oder Nahrungsmittel.

Symptome einer Cannabis-Allergie

Die Symptome einer Cannabis-Allergie können je nach Art des Kontakts mit dem Allergen variieren:

  • Beim Einatmen: Typische Symptome sind Husten, Fließschnupfen oder Nasenverstopfung. In schwereren Fällen können auch Asthmaanfälle auftreten.
  • Bei Hautkontakt: Es können Quaddeln (Nesselsucht), Rötungen, Juckreiz oder Schwellungen (Angioödeme) an den Kontaktstellen auftreten.
  • Bei Augenkontakt: Symptome können juckende, rote Augen sowie ein vermehrter Tränenfluss sein.
  • Beim Verzehr: Mögliche Symptome sind Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen.

Anaphylaktischer Schock

In seltenen Fällen kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen. Das ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion, die innerhalb von Minuten nach Kontakt mit einem Allergen auftritt. Es gibt vier Schweregrade: 

  • Schweregrad 1

Es treten Hautreaktionen wie Rötungen, Juckreiz und Quaddeln auf. Dieser Zustand ist noch nicht lebensbedrohlich, erfordert aber Beobachtung.

  • Schweregrad 2:

Atemnot, Schwellungen im Rachen und Kreislaufprobleme können auftreten. Ein starker Blutdruckabfall kann zu Schwindel und Ohnmacht führen.

  • Schweregrad 3:

In diesem Zustand sind die Symptome ausgeprägter, und die betroffene Person kann Schwierigkeiten beim Atmen haben. Es besteht eine akute Gefahr für das Leben.

  • Schweregrad 4:

Unbehandelt kann es zu einem Atem- und Kreislaufstillstand kommen und somit zum Tod führen.

Wenn Du Symptome eines anaphylaktischen Schocks bemerkst, ist es lebenswichtig, sofort Deine Arztpraxis oder den Notdienst zu konsultieren.

Lässt sich eine Cannabis-Allergie behandeln?

Derzeit gibt es keine spezifische Therapie zur Behandlung einer Cannabis-Allergie. Die wirksamste Methode, um allergische Reaktionen vorzubeugen, ist eine konsequente Allergenkarenz. Das bedeutet, dass Du Cannabis und alle damit verbundenen Produkte vollständig meiden solltest.

Außerdem ist es ratsam, mögliche Kreuzallergene im Blick zu haben und sie zu vermeiden. Wenn Du Symptome einer Allergie bemerkst, können sogenannte Antihistaminika helfen, die Beschwerden zu lindern.

Was sind Antihistaminika?

Antihistaminika sind Medikamente, die die Wirkung von Histamin blockieren: einem Stoff, der bei allergischen Reaktionen im Körper freigesetzt wird. Sie helfen, allergische Symptome wie Juckreiz, Nasenverstopfung und Hautreaktionen zu lindern.

Kreuzallergien zwischen Cannabis und anderen Allergieauslösern

Eine Kreuzallergie tritt auf, wenn das Immunsystem auf Stoffe reagiert, die ähnlich sind wie das ursprüngliche Allergen. Du kannst also möglicherweise auch auf andere Pflanzen oder Lebensmittel allergisch reagieren, wenn Du bereits auf Cannabis allergisch bist. Bei Verdacht auf Kreuzallergien solltest Du dies mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt besprechen. 

Zu den möglichen Pflanzen und Lebensmitteln zählen:1

  • Steinfrüchte (Pfirsiche, Kirschen und Aprikosen)
  • Äpfel
  • Nüsse (besonders Haselnüsse)
  • Tomaten
  • Trauben (auch Produkte wie Wein und Bier)
  • Melonen (insbesondere Honigmelonen und Wassermelonen)
  • Sellerie
  • Pollen (vor allem Birkenpollen und Gräser)
  • Tabak
  • Latex

Zusammenfassung

Eine Cannabis-Allergie kann unerwartete Reaktionen wie Hautausschläge, Atembeschwerden und in schweren Fällen Anaphylaxie hervorrufen. Es gibt derzeit keine spezifische Therapie. Um eine allergische Reaktion vorzubeugen, solltest Du Cannabis und Cannabis-Produkte vollständig vermeiden. Es können auch Kreuzallergien mit Lebensmitteln wie Steinfrüchten, Nüssen und Pollen auftreten.

Wenn Du Symptome einer allergischen Reaktion bemerkst, solltest Du sofort eine Ärztin oder einen Arzt kontaktieren.

Häufige Fragen

Die häufigsten Symptome sind Atemwegsbeschwerden wie Schnupfen, Husten und Atemnot, sowie Hautreaktionen wie Quaddeln, Rötungen und Juckreiz. In extremen Fällen kann ein anaphylaktischer Schock (Atemnot, Schwellungen im Rachen und schnellem Blutdruckabfall) auftreten, der lebensbedrohlich ist und sofortige ärztliche Hilfe erfordert!

Die Diagnose erfolgt in der Regel mit einem Pricktest. Dabei werden Stoffe mit möglichen Allergenen auf die Haut aufgetragen und leicht angestochen. Anschließend wird die Hautreaktion beobachtet, um festzustellen, ob eine Allergie vorliegt.

Ja, eine Cannabis-Allergie kann plötzlich auftreten. Der erste Kontakt mit Cannabis sensibilisiert das Immunsystem. Bei einem erneuten Kontakt kann eine allergische Reaktion ausgelöst werden, die von leichten bis zu sehr schweren Symptomen reichen kann.

Achte auf Anzeichen einer allergischen Reaktion, wie Juckreiz, Rötungen, Atemnot oder Husten, nach dem Kontakt mit Cannabis. Wenn Du solche Symptome bemerkst, beende den Kontakt sofort und kontaktiere eine Ärztin oder einen Arzt.

Die Allergene der Cannabispflanze können in verschiedenen Teilen vorkommen, darunter Blätter, Blüten und Pollen. Der Kontakt mit diesen Pflanzenteilen – durch Berührung, Einatmen oder Verzehr – kann allergische Reaktionen hervorrufen.

Ja, es gibt Kreuzallergien. Wenn Du allergisch auf Cannabis bist, kannst Du auch auf folgende Lebensmittel und Produkte allergisch reagieren: Steinfrüchte (wie Pfirsiche und Aprikosen), Äpfel, Haselnüsse, Tomaten, Trauben (einschließlich Wein), Melonen, Sellerie, Birkenpollen, Tabak und Latex.

Quellenangaben

  1. Chatkin, J. M., Zani-Silva, L., Ferreira, I., & Zamel, N. (2019). Cannabis-associated asthma and allergies. Clinical Reviews in Allergy & Immunology, 56(2), 196–206. https://doi.org/10.1007/s12016-017-8644-1
  1. DocCheck, M. B. (2005, March 24). Allergie. DocCheck Flexikon; DocCheck Community GmbH. https://flexikon.doccheck.com/de/Allergie
  1. DocCheck, M. B. (2010, October 13). Kreuzallergie. DocCheck Flexikon; DocCheck Community GmbH. https://flexikon.doccheck.com/de/Kreuzallergie
  1.  Gesundheitskasse, A.-D. (2023, December 15). Anaphylaktischer Schock: Symptome und Therapie (Anaphylaxie). AOK - Die Gesundheitskasse. https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/immunsystem/anaphylaktischer-schock-symptome-und-therapie-anaphylaxie/ 
  2. No title. (n.d.). Amboss.com. Retrieved October 2, 2024, from https://next.amboss.com/de/article/ek0x5T?q=allergie 
  3. 1Skypala, I. J., Jeimy, S., Brucker, H., Nayak, A. P., Decuyper, I. I., Bernstein, J. A., Connors, L., Kanani, A., Klimek, L., Lo, S. C. R., Murphy, K. R., Nanda, A., Poole, J. A., Walusiak-Skorupa, J., Sussman, G., Zeiger, J. S., Goodman, R. E., Ellis, A. K., Silvers, W. S., … International Cannabis Allergy Collaboration. (2022). Cannabis-related allergies: An international overview and consensus recommendations. Allergy, 77(7), 2038–2052. https://doi.org/10.1111/all.15237