Schmerzen stellen für viele Menschen eine große Herausforderung dar. Während die einen mit herkömmlichen Methoden Linderung finden, kämpfen andere jahrelang mit unerträglichen Schmerzen und suchen nach der richtigen Behandlung. In diesem Zusammenhang gewinnt medizinisches Cannabis als alternative Behandlungsmöglichkeit zunehmend an Bedeutung. Der Einsatz von medizinischem Cannabis in der Schmerztherapie wirft jedoch viele Fragen auf: Wie wirkt es? Bei welchen Schmerzen kann es helfen und wo hat es seine Grenzen?
Medizinisches Cannabis könnte eine Behandlungsoption für Menschen mit Schmerzerkrankungen sein. Der Grund: Cannabis beeinflusst das körpereigene Endocannabinoid-System, dessen Rezeptoren im gesamten Körper verteilt sind. Diese Rezeptoren befinden sich unter anderem:
Das Endocannabinoid-System spielt eine wichtige Rolle bei vielen Vorgängen im Körper, wie der Regulierung von Appetit, Schlaf und Stressreaktionen. Es kann auch das Schmerzempfinden, Entzündungen, die Muskelsteuerung und die Sinneswahrnehmung beeinflussen.
Durch die Aktivierung dieser Rezeptoren könnte medizinisches Cannabis Schmerzen bei verschiedenen Erkrankungen lindern.
Medizinisches Cannabis kann vor allem bei chronischen und neuropathischen Schmerzen Linderung verschaffen, aber auch bei spezifischen Erkrankungen wie Fibromyalgie oder Menstruationsbeschwerden berichten viele Patientinnen und Patienten von positiven Effekten.
Besonders gute Ergebnisse zeigen medizinische Cannabis-Produkte bei chronischen Schmerzen. Cannabis scheint hier vor allem die Schmerzwahrnehmung zu beeinflussen.1 Das bedeutet, der Schmerz wird nicht direkt verringert, sondern als weniger störend empfunden.
Darüber hinaus berichten Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen nach einer Anwendung von Cannabis-Extrakten über eine deutliche Verbesserung von Schlaf und Stimmung.2
Auch bei neuropathischen Schmerzen, die durch Nervenschädigungen verursacht werden, zeigen Betroffene positive Ergebnisse mit medizinischen Cannabis-Produkten. In einer Studie berichteten 64,4 % der Teilnehmenden über eine Schmerzlinderung von mehr als 50 % bei der Anwendung des medizinischen Cannabis-Produkts Nabiximols.3
Eine besonders hohe Wirksamkeit könnten medizinische Cannabis-Produkte bei der chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie zeigen. Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, Schlafstörungen und einer Erschöpfung. In einer Übersichtsarbeit zeigten drei von vier verglichenen Studien eine Verbesserung aller Symptome im Vergleich zu Placebo. THC hat positive Effekte auf die Schmerzregulation, den Appetit und die Stimmung, CBD wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd.4
Medizinisches Cannabis scheint auch bei Menstruationsschmerzen eine positive Wirkung zu haben. In einer Analyse von 16 Studien gaben 25 % der Frauen an, Cannabis regelmäßig gegen Menstruationsbeschwerden zu verwenden. Zwischen 61 % und 95 % der Befragten berichteten über eine Linderung ihrer Beschwerden.5
Bei sehr schmerzhaften Menstruationsschmerzen, z. B. im Zusammenhang mit Endometriose, zeigt medizinisches Cannabis vielversprechende Ergebnisse. Es wirkt hier besser als andere Selbstbehandlungen, wie Wärmebehandlungen oder Ernährungsumstellungen. Medizinisches Cannabis scheint darüber hinaus auch einen positiven Effekt auf Schlaflosigkeit und Übelkeit zu haben.6
Generell scheinen Produkte, die eine Mischung aus THC und CBD enthalten, wirksamer und besser verträglich zu sein als eine Behandlung mit reinem THC.
Außerdem scheint die Wirkung auf die Schmerzsymptomatik stärker zu sein, wenn medizinisches Cannabis inhaliert wird.7
Bei akuten Schmerzen, wie Zahnschmerzen oder Schmerzen nach einer Operation, zeigt medizinisches Cannabis in der Regel keine Wirkung. In diesen Fällen kann es sogar zu einer Verstärkung der Schmerzen kommen.
Auch bei Krebsschmerzen haben medizinische Cannabis-Produkte keine nachgewiesene Wirkung. Dennoch können Krebspatientinnen und Krebspatienten von einer Therapie mit medizinischem Cannabis profitieren, da es wirksam gegen Übelkeit bei Chemotherapie eingesetzt werden kann.8
Die Studienlage zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei den genannten Schmerzerkrankungen ist noch dünn. Weitere Forschung ist notwendig, um verlässliche Aussagen treffen zu können.
Bei der Anwendung von medizinischem Cannabis können verschiedene Nebenwirkungen auftreten, die von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind:
Außerdem kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen, die Du bereits einnimmst. Daher sollte eine Behandlung mit medizinischem Cannabis immer ärztlich begleitet und überwacht werden, um Risiken zu minimieren.
Medizinisches Cannabis kann über das Endocannabinoid-System zur Linderung bestimmter Schmerzerkrankungen beitragen. Studien zeigen positive Effekte bei chronischen und neuropathischen Schmerzen, Fibromyalgie, Menstruationsschmerzen und Endometriose. Bei akuten Schmerzen oder Krebsschmerzen ist die Wirksamkeit jedoch nicht belegt. Da die Studienlage noch begrenzt ist, sollte eine Behandlung mit medizinischem Cannabis immer in Absprache mit einem Arzt / einer Ärztin erfolgen, um das Risiko für Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu minimieren.
Medizinisches Cannabis wirkt am besten bei neuropathischen Schmerzen. Auch bei chronischen Schmerzen, wie sie beispielsweise bei Fibromyalgie oder Endometriose auftreten, zeigt es eine gute Wirksamkeit. Die Datenlage ist jedoch noch begrenzt, sodass eine Behandlung individuell angepasst werden muss.
Eine Kombination aus THC und CBD hat sich als besonders wirksam gegen verschiedene Arten von Schmerzen erwiesen. THC verursacht jedoch in der Regel häufiger Nebenwirkungen als CBD.
Medizinisches Cannabis kann entweder inhalativ (Blüten) oder oral (Tropfen) angewendet werden. Studien zeigen, dass die Inhalation weniger Nebenwirkungen verursacht und die Schmerzen schneller lindert.7
Bei Inhalation setzt die Wirkung innerhalb von Sekunden bis Minuten ein und hält etwa 3 bis 4 Stunden an. Bei der oralen Einnahme dauert es 30 bis 120 Minuten, bis die Wirkung eintritt, die dann vier bis acht Stunden anhält.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Übelkeit und Schwindel. THC verursacht mehr Nebenwirkungen als CBD. Wenn Nebenwirkungen auftreten, wende Dich an Deinen Arzt oder Deine Ärztin.
Ja, medizinisches Cannabis kann zusammen mit anderen Schmerzmitteln verwendet werden. Sprich aber unbedingt mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin über mögliche Wechselwirkungen. In Kombination mit Opioiden kann medizinisches Cannabis dazu beitragen, die Opioid-Dosis und damit die Nebenwirkungen zu reduzieren.