HHC: Welche Risiken sind mit dem illegalen Cannabinoid verbunden?

Wichtige Informationen zu der synthetischen THC-Alternative

HHC (Hexahydrocannabinol) ist ein Cannabinoid, das auf künstliche Weise (halb- oder vollsynthetisch) hergestellt wird. Anders als THC und CBD kommt HHC nicht natürlich in der Cannabis-Pflanze vor. Obwohl es strukturelle Ähnlichkeiten zu THC gibt, existieren bislang keine umfassenden wissenschaftlichen Studien, die eine medizinische Wirksamkeit belegen könnten. Zudem ist HHC nach aktuellem Stand (Oktober 2024) in Deutschland illegal. Dennoch möchten wir einen näheren Blick auf Eigenschaften sowie potenzielle Wirkungen und Anwendungsfälle werfen.

*Rezeptpflichtige Arzneimittel erfordern eine ärztliche Verschreibung
Das Wichtigste in Kürze
  • HHC ist die Abkürzung für Hexahydrocannabinol und wird synthetisch oder halbsynthetisch hergestellt.
  • HHC ist in der Lage, an die Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper anzudocken und weist einige Ähnlichkeiten in der Wirkungsweise mit THC auf.
  • Der Einsatz von HHC zu medizinischen Zwecken ist jedoch bislang kaum erforscht; zudem ist HHC in Deutschland derzeit illegal.

Was ist HHC?

HHC ist nicht auf natürliche Weise direkt in der Cannabis-Pflanze enthalten, sondern muss künstlich (synthetisch) hergestellt werden. Häufig wird es halbsynthetisch (teilweise unter Verwendung von Naturstoffen) aus dem natürlichen Cannabidiol (CBD) hergestellt. Auch eine vollsynthetische Herstellung ist möglich.

Der Hauptunterschied zwischen HHC und natürlichen Cannabinoiden wie CBD und THC ist die Art der Herstellung. Vor der Legalisierung von Cannabis am 1. April 2024 wurde HHC oft fälschlicherweise als „legale Alternative zu Cannabis“ vermarktet. Bis heute sind weder die Herstellungsverfahren einheitlich noch die genaue Wirkung von HHC vollständig bekannt.

HCC kommt nicht natürlich vor

Es existiert keine natürliche Form von HHC, selbst wenn Hersteller damit werben. Auch wenn CBD als Basis zur Synthetisierung genutzt wird, handelt es sich immer noch um ein halbsynthetisches Cannabinoid.

Herkunft und Gewinnung: Wie wird HHC produziert?

Die gängigste Methode der Herstellung ist die semisynthetische Produktion aus Cannabidiol (CBD). Dabei wird CBD aus der Hanfpflanze extrahiert, destilliert und anschließend zu Pulver weiterverarbeitet. Mithilfe eines chemischen Prozesses wird das CBD nun zu HHC umgewandelt. Theoretisch ist eine Gewinnung aus THC ebenfalls halbsynthetisch möglich.

Die vollsynthetische Herstellung ist möglich, jedoch weniger verbreitet.

Wie wirkt HHC im menschlichen Körper?

Ähnlich wie THC wirkt auch HHC durch Bindung an die Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper. Diese sind Bestandteil des sogenannten Endocannabinoid-Systems. Es handelt sich dabei um ein Netz aus Rezeptoren, die über den gesamten Körper verteilt sind. Dieses System spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung verschiedener körperlicher Prozesse. Darunter fallen unter anderem Emotionen und das Schmerzempfinden.

Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von CB-Rezeptoren:

  • CB1-Rezeptoren: Sie finden sich im gesamten Körper, aber verstärkt im Gehirn. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Neurotransmittern (Botenstoffen) und beeinflussen verschiedene körperliche Prozesse wie Motorik (Fähigkeit, sich selbständig zu bewegen), Denken, Appetit, Kurzzeitgedächtnis, Schmerzwahrnehmung und Immunzellen.
  • CB2-Rezeptoren: Auch sie kommen im gesamten Körper vor, jedoch verstärkt in Immunzellen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsprozessen und dem Immunsystem und finden sich auch in den Bauchorganen von Darm bis Leber, Fettgewebe, Augen, Knochen und Skelett, Fortpflanzung, Atmung, Haut, Herz-Kreislauf-System bis hin zum zentralen Nervensystem.

Die CB-Rezeptoren spielen eine wesentliche Rolle bei den psychoaktiven Effekten von HHC, das heißt, bei den Auswirkungen auf die Psyche. Diese Rezeptoren befinden sich im zentralen Nervensystem (ZNS) und können die Wahrnehmung von Schmerzen und Entzündungen beeinflussen. Erste wissenschaftliche Erkenntnisse1 legen nahe, dass HHC in abgeschwächter Form ähnlich wirken kann wie THC. Erfahrungsberichte unterstützen diese Annahme.

Der Vergleich mit THC zeigt, dass beide Substanzen entspannende und euphorisierende Wirkungen hervorrufen können. Bei HHC sind diese Effekte jedoch weniger stark ausgeprägt. Eine Studie1 weist darauf hin, dass das Abhängigkeitspotenzial von HHC erhöht sein könnte.

Zu den möglichen Nebenwirkungen von HHC gehören:

  • Mundtrockenheit
  • Schneller Puls (Tachykardie)
  • Paranoides Erleben (Verfolgungswahn)
  • Ängste
  • Übelkeit
  • Schwindel

Verschiedene Darreichungsformen von HHC

HHC ist in unterschiedlichen Darreichungsformen verfügbar, die jeweils spezifische Vor- und Nachteile aufweisen:

  • Liquids für E-Zigaretten: HHC-Liquids werden vom Körper schnell aufgenommen. Einige Anwender:innen berichten jedoch von Reizhusten nach dem Verdampfen. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Inhaltsstoffe oft nicht ausreichend deklariert sind. 
  • HHC-Öle: Diese werden wie CBD-Öle oral eingenommen und bieten den Vorteil einer genauen Dosierung. Allerdings bestehen auch hier Unsicherheiten bezüglich der Inhaltsstoffe und der Herstellung von HHC.
  • Süßwaren (Edibles): HHC kann in Form von Gummibärchen oder anderen Lebensmitteln verzehrt werden. Hier besteht ein erhöhtes Risiko der Überdosierung, da die genaue Zusammensetzung dieser Produkte oft nicht klar deklariert ist.

Wichtiger Hinweis: Da die Sicherheit und Wirksamkeit von HHC noch nicht umfassend erforscht sind, ist bei ihrer Anwendung Vorsicht geboten.

Mögliche medizinische Anwendung von HHC 

HHC wird aufgrund von Erfahrungsberichten bei ähnlichen Indikationen wie THC eingesetzt. Da jedoch bisher keine klinischen Studien am Menschen durchgeführt wurden, fehlen verlässliche Daten zur Wirkung und zu möglichen Risiken. Daher können derzeit keine gesicherten Aussagen über die Wirksamkeit von HHC gemacht werden.

Basierend auf Erfahrungsberichten könnte HHC eine Wirkung bei folgenden Beschwerden haben:

  • Chronische Schmerzen: Ähnlich wie THC könnte HHC eine schmerzstillende Wirkung haben, wenn auch vermutlich weniger stark als herkömmliches Cannabis.
  • Übelkeit und Erbrechen: Es gibt Hinweise, dass HHC gegen Übelkeit und Erbrechen helfen könnte, die durch die Einnahme von Medikamenten hervorgerufen werden.
  • Angstzustände: Einige Anwender:innen berichten, dass Cannabinoide Angstzustände lindern könnten. HHC könnte eine ähnliche Wirkung haben, allerdings ist eine mögliche Verstärkung der Angst als Nebenwirkung zu berücksichtigen.

Wichtiger Hinweis: Die medizinische Anwendung von HHC ist derzeit nicht durch klinische Studien belegt. Ohnehin fällt HHC unter das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NPSG) und ist damit in Deutschland illegal. Selbst im Falle einer Legalisierung von HHC sollte die Anwendung immer mit einem Arzt / einer Ärztin besprochen werden.

Wirkung von HHC ist spekulativ!

Es gibt derzeit keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die medizinische Anwendung von HHC einen positiven Effekt auf den Menschen haben könnte. Insbesondere mit der Legalisierung und Verfügbarkeit von THC erscheint es wenig sinnvoll, ein halbsynthetisches Cannabinoid dem natürlichen Original vorzuziehen.

Wie wird HHC im Körper abgebaut? 

HHC kann auf verschiedenen Wegen in den Körper aufgenommen werden, am häufigsten durch Einatmen (inhalativ) oder Schlucken (oral). Bei der inhalativen Aufnahme, z. B. durch Vaporizer, gelangt HHC schnell in die Lunge und von dort vermutlich direkt in den Blutkreislauf. Die Wirkung tritt oft innerhalb weniger Sekunden ein, wird aber als schwächer als die von THC beschrieben.

Bei oraler Aufnahme, z. B. durch Öle, Kapseln oder Lebensmittel, dauert es länger, bis HHC ins Blut gelangt, da der Wirkstoff zunächst den Verdauungstrakt passieren muss. Dies kann 30 bis 90 Minuten dauern.

Im Blutkreislauf wird HHC ähnlich wie CBD und THC hauptsächlich in der Leber verstoffwechselt. Der genaue Abbauprozess hängt von Faktoren wie der Dosierung, der Häufigkeit der Anwendung und dem individuellen Stoffwechsel ab.

HHC wird hauptsächlich über den Stuhl ausgeschieden, ein kleiner Teil über den Urin. Die Nachweisbarkeit im Urin variiert je nach Menge und Häufigkeit der Einnahme. Die Halbwertszeit von HHC ist noch nicht abschließend geklärt, könnte aber ähnlich wie bei THC etwa ein bis zwei Tage betragen. Die vollständige Ausscheidung kann mehrere Tage bis Wochen dauern.

Wichtiger Hinweis: Diese Angaben beruhen auf Annahmen und Erfahrungswerten. Belastbare wissenschaftliche Daten zu HHC fehlen bislang.

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei der Anwendung von HHC?  

Wie andere Cannabinoide kann auch HHC eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen. Ob und in welchem Ausmaß diese auftreten, hängt von der individuellen Verträglichkeit und der eingenommenen Dosis ab.

Die Langzeitwirkungen des regelmäßigen Konsums von HHC sind noch nicht ausreichend erforscht. Basierend auf Erfahrungen mit THC könnte der Konsum zu kognitiven Beeinträchtigungen und einem erhöhten Risiko für psychische Störungen oder Psychosen führen.

Da HHC in der Leber verstoffwechselt wird, sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich. Dies gilt insbesondere für Medikamente, die ebenfalls über die Leber abgebaut werden. Die gleichzeitige Anwendung mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln kann das Risiko unerwünschter Wirkungen erhöhen.

Aufgrund der unzureichenden Datenlage zur Anwendung von HHC beim Menschen und fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse ist eine medizinische Empfehlung nicht möglich. 

Zusammenfassung

Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit THC hat HHC potenziell ähnliche Anwendungsmöglichkeiten. Allerdings fehlen derzeit belastbare wissenschaftliche Studien, die die medizinische Wirksamkeit belegen. Daher kann die Verwendung von HHC für medizinische Zwecke derzeit nicht empfohlen werden. Ob zukünftige Forschung und klinische Studien am Menschen durchgeführt werden, ist ungewiss. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass HHC signifikante Vorteile gegenüber CBD oder THC bietet.

Häufige Fragen

Bisher gibt es nur Vermutungen, dass HHC ähnlich lange im Körper verbleibt wie THC. Möglicherweise ist HHC etwas länger nachweisbar, aber dazu müsste der genaue Abbauprozess genauer untersucht werden. Klar scheint zu sein, dass Dauer und Menge des Konsums einen Einfluss auf die Verweildauer haben.

Am häufigsten wird HHC in Form von Ölen oder als Flüssigkeit für Vaporizer verwendet. Darüber hinaus sind mit HHC angereicherte Lebensmittel und Süßigkeiten auf dem Markt. Hier gibt es nicht nur Hinweise auf psychoaktive Wirkungen, sondern auch auf Vergiftungsrisiken bei unsachgemäßem Gebrauch.

Im Gegensatz zu THC berichtete der Deutsche Bundestag sowohl 2019 als auch 2020 über Todesfälle durch synthetische Cannabinoide. Ob es sich dabei um eine Verunreinigung der Produkte oder um HHC selbst als Auslöser handelt, ist schwer nachzuweisen.

Es ist davon auszugehen, dass HHC mit Medikamenten und Substanzen interagiert, die auf die gleiche Weise abgebaut werden. Gesicherte Daten dazu gibt es derzeit nicht.

HHC wird mit dem Stuhl und teilweise mit dem Urin ausgeschieden. Einige Drogentests können das synthetische Cannabinoid nachweisen.

Da es sich um ein relativ neues synthetisches und illegales Produkt handelt, gibt es noch keine aussagekräftigen Studien. Teilweise wurde bereits im Tiermodell geforscht, Studien am Menschen liegen jedoch nicht vor.

Quellenangaben

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