Cannabis wird oft wegen seiner beruhigenden Wirkung geschätzt, insbesondere zur Linderung von Schmerzen oder Übelkeit. Was aber, wenn es das Gegenteil bewirkt? Das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist eine ernste Erkrankung, die nach langfristigem, intensivem Cannabis-Gebrauch auftreten kann. Betroffene leiden unter wiederkehrender starker Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, die oft nur durch ein heißes Bad / eine heiße Dusche oder den Verzicht auf Cannabis gelindert werden können. In diesem Artikel erfährst Du mehr über mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung.
Das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist eine Erkrankung des Verdauungstrakts, die nach jahrelangem Cannabis-Gebrauch auftreten kann. „Hyperemesis“ bedeutet starke Übelkeit und Erbrechen. Die Betroffenen leiden unter starkem, wiederholtem Erbrechen, manchmal bis zu 15 Mal am Tag. Begleitet wird dies häufig von:
Die Beschwerden treten in Episoden auf, die Stunden bis Tage dauern können. Dazwischen sind die Betroffenen beschwerdefrei.
Eine Übersichtsarbeit1 mit 96 CHS-Patientinnen und -Patienten zeigt folgende Ergebnisse:
Alle Patientinnen und Patienten berichteten über Übelkeit und Erbrechen:
Die genauen Ursachen des Cannabis-Hyperemesis-Syndroms (CHS) sind noch nicht vollständig geklärt. Oft wird beispielsweise medizinisches Cannabis verwendet, um Übelkeit zu lindern, aber bei CHS scheint es das Gegenteil zu bewirken. Es gibt verschiedene Theorien über die Entstehung der Krankheit, aber keine davon wurde bisher wissenschaftlich bestätigt.
Das limbische System ist ein Bereich des Gehirns, der für Leistungen wie die Steuerung des Antriebs, des Lernens, des Gedächtnisses und der Emotionen verantwortlich ist. Es enthält viele Rezeptoren des Endocannabinoidsystems, auf das Cannabis wirkt. Eine Theorie besagt, dass eine Störung dieses Systems durch häufigen Cannabis-Gebrauch das Brechzentrum im Gehirn beeinflussen und zu häufigem Erbrechen führen kann.
Eine andere Theorie besagt, dass sich Cannabinoide im Körper anreichern, insbesondere in den Fettzellen. Wenn diese Substanzen in großen Mengen freigesetzt werden, z. B. durch Gewichtsverlust, könnte dies zu einer toxischen Dosis führen und das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom auslösen.
Der TRPV1-Rezeptor ist für das Wärme- und Schärfeempfinden verantwortlich und beeinflusst die Bewegung des Verdauungstrakts. Cannabinoide können an diesen Rezeptor binden und möglicherweise eine Überaktivierung des Verdauungssystems auslösen, was zu den Symptomen des Cannabis-Hyperemesis-Syndroms führen kann.
Die Behandlung des Cannabis-Hyperemesis-Syndroms (CHS) konzentriert sich auf die Linderung der Symptome.
Die einzige Möglichkeit, zukünftige Episoden zu verhindern, ist der vollständige Verzicht auf Cannabis. In den meisten Fällen verschwinden die Symptome nach 2 bis 4 Tagen ohne Cannabis vollständig. Dennoch sollte der Konsum nicht schlagartig abgebrochen werden, da Entzugserscheinungen auftreten können.2
Nach dem Absetzen führt ein erneuter Konsum jedoch fast immer zu einem Rückfall.
Während einer akuten Episode helfen Flüssigkeitszufuhr und Medikamente gegen Übelkeit. Viele Betroffene berichten auch, dass heißes Baden oder Duschen mehrmals täglich Linderung verschafft – je heißer das Wasser, desto besser die Wirkung.
Auch das Auftragen von Capsaicin, einem Wirkstoff aus Chilischoten, auf die Haut kann die Beschwerden lindern, da diese Substanz an den TRPV1-Rezeptor bindet.2,3
Auch wenn das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS) vor allem bei Freizeitanwender:innen auftritt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch Anwender:innen von medizinischem Cannabis betroffen sind.
Wer plötzlich unter starker Übelkeit und Erbrechen leidet, sollte umgehend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Die Diagnose wird gestellt, indem andere Ursachen ausgeschlossen werden.
Wenn bei Dir CHS diagnostiziert wurde, sprich mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin über alternative Behandlungsmöglichkeiten – nur durch den vollständigen Verzicht auf Cannabis kannst Du weitere Episoden vermeiden.
Das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist eine seltene, aber schwerwiegende Folge von langjährigem Cannabis-Gebrauch. Die Betroffenen leiden unter wiederkehrender Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Heiße Bäder und Duschen sind oft die einzige wirksame Maßnahme, um die Symptome zu lindern. Die genaue Ursache ist noch unklar, Theorien gehen aber von einer Störung des Endocannabinoid-Systems oder einer Anreicherung von Cannabinoiden im Körper aus. Eine vollständige Heilung ist nur durch den Verzicht auf Cannabis möglich.
Ja, das häufige Erbrechen kann zu einem starken Flüssigkeitsverlust führen, der manchmal eine Infusion im Krankenhaus erforderlich macht. Außerdem können Speiseröhre und Zähne durch das Erbrechen geschädigt werden.
Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome. Medikamente gegen Übelkeit und heiße Bäder oder Duschen können beispielsweise helfen, die Beschwerden zu lindern. Eine vollständige Heilung kann jedoch nur durch den Verzicht auf Cannabis erreicht werden.
Ja, häufiger Gebrauch von Cannabis (mehr als einmal pro Woche), Alter unter 50 Jahren und männliches Geschlecht gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung des Cannabis-Hyperemesis-Syndroms.
Es ist eine Ausschlussdiagnose. Das heißt, der Arzt oder die Ärztin stellt die Diagnose anhand der Symptome, nachdem andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden. Um die Diagnosestellung zu erleichtern, solltest Du offen und ehrlich über Deinen Cannabis-Gebrauch berichten.