Cannabis-Patient werden

Was die Voraussetzungen sind und wie der Verschreibungsprozess abläuft

Bei bestimmten Erkrankungen kann medizinisches Cannabis Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Deshalb sehen immer mehr Menschen in der Anwendung eine hilfreiche Therapieoption. Doch wie wird man eigentlich Cannabis-Patient / -Patientin? Hier erfährst Du alles über die Voraussetzungen und wie Du Cannabis auf einem Rezept verschrieben bekommst.

Medizinisch geprüft durch
unser internes Medical Team

Letzte Änderung:

4.2.2025

Das Wichtigste in Kürze
  • Ärzte / Ärztinnen prüfen individuell, ob eine Behandlung mit medizinischem Cannabis für Dich sinnvoll ist.
  • Du bekommst medizinisches Cannabis meist erst verschrieben, wenn andere Therapien nicht ausreichend helfen oder nicht anwendbar sind.
  • Cannabis für medizinische Zwecke kann Dir durch einen niedergelassenen Arzt / eine niedergelassene Ärztin oder per Telemedizin verordnet werden.

Voraussetzungen für eine Behandlung mit medizinischem Cannabis

Es gibt derzeit keine genaue Auflistung, bei welchen Erkrankungen Ärzte / Ärztinnen medizinisches Cannabis verschreiben können. Sie beurteilen im Einzelfall und überprüfen, ob Du bestimmte Voraussetzungen erfüllst:

  • Liegt eine schwerwiegende Erkrankung vor, die Deine Lebensqualität stark beeinträchtigt.
  • Zeigen andere Therapien keine Wirkung oder kommen für Deinen Fall nicht infrage.
  • Besteht eine Aussicht auf Besserung Deiner Symptome durch medizinisches Cannabis.

Zu den häufigen Einsatzgebieten zählen:

  • Chronische Schmerzen, insbesondere neuropathische Schmerzen
  • Spastik und Muskelkrämpfe bei Multipler Sklerose
  • Übelkeit und Erbrechen, oft infolge von Chemotherapie
  • Appetitlosigkeit bei schweren Erkrankungen wie HIV oder Krebs

Es gibt Hinweise, dass medizinisches Cannabis auch bei Angst- und Schlafstörungen, Tourette-Syndrom, ADHS und Migräne helfen könnte.

Kontraindikationen: Wann Cannabis nicht infrage kommt

Es ist nicht für jeden geeignet, medizinisches Cannabis anzuwenden. Während es für einige Personengruppen absolut ausgeschlossen ist, kommt es bei anderen nur unter strenger ärztlicher Kontrolle infrage.

Für wen ist Cannabis nicht geeignet?

In bestimmten Fällen darf medizinisches Cannabis aufgrund erheblicher Gesundheitsrisiken nicht verwendet werden. Diese absoluten Kontraindikationen umfassen:

  • Allergien oder Unverträglichkeiten gegen Cannabis oder andere Bestandteile des Extraktes.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Die Anwendung kann sich schädlich auf den Fötus oder den Säugling auswirken.
  • Schwere psychiatrische Erkrankungen (insbesondere Psychosen): Symptome wie Angstzustände, Depressionen, Schizophrenie oder bipolare Störungen können verstärkt oder ausgelöst werden. 
  • Erhöhtes Psychose-Risiko aufgrund einer genetischen Veranlagung: Familienmitglieder 1. Grades (Eltern, Geschwister, Kinder), die bereits an einer Psychose oder Schizophrenie erkrankt sind.

Für wen ist besondere Vorsicht bei der Anwendung geboten?

In den folgenden Fällen ist eine Behandlung unter ärztlicher Kontrolle und mit besonderer Vorsicht möglich:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Cannabis kann den Herzschlag beschleunigen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.
  • Personen unter 25 Jahren: Die Verwendung während der Adoleszenz kann negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, die Gehirnentwicklung, das Gedächtnis und die kognitiven Funktionen haben.
  • Drogenmissbrauch oder -abhängigkeit in der Vorgeschichte
  • Eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion
  • Epilepsie oder andere Hirnerkrankungen
  • Frauen in den Wechseljahren: Aufgrund der Hormonumstellung besteht ein erhöhtes Psychose-Risiko

Wie Du medizinisches Cannabis verschrieben bekommst

Die Verschreibung von medizinischem Cannabis folgt einem strukturierten Prozess, der sicherstellt, dass diese Therapieform individuell auf Deine Bedürfnisse abgestimmt wird.

Schritt 1: Erstgespräch mit einem Arzt / einer Ärztin

Deine Therapie beginnt mit einem ausführlichen Gespräch mit einem Arzt / einer Ärztin, der / die Erfahrung mit der Verschreibung von medizinischem Cannabis hat. In diesem Gespräch geht es um Deine Beschwerden, bisherigen Behandlungen und die Möglichkeit einer Therapie mit Cannabis.

Schritt 2: Diagnose und Therapieentscheidung

Dein Arzt / Deine Ärztin dokumentiert anhand Deiner Diagnose Deine bisherige Krankengeschichte. Auf dieser Grundlage kannst Du ein Rezept für medizinisches Cannabis erhalten, wenn nichts gegen die Einnahme spricht und die Verordnung als sinnvoll erachtet wird.

Schritt 3: Verordnung

Je nach Situation gibt es zwei Möglichkeiten, wie Du Dein Rezept erhalten kannst:

  • Krankenkassen-Antrag: Für Patienten / Patientinnen mit schweren Erkrankungen besteht die Möglichkeit der Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse. Dazu ist eine umfangreiche Dokumentation und Antragstellung notwendig. Die Prüfung durch die Krankenkasse kann jedoch langwierig sein und nicht alle Anträge werden bewilligt.
  • Privatrezept: Wenn eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse nicht möglich ist oder nicht beantragt wird, kannst Du ein Privatrezept erhalten. Das ist schneller und unkomplizierter. Die Kosten musst Du selbst tragen.

Schritt 4: Therapiebeginn

Nach der Verordnung erhältst Du Dein medizinisches Cannabis in der Apotheke. Dein Arzt / Deine Ärztin gibt Dir klare Anweisungen zur Einnahme und Dosierung.

Schritt 5: Regelmäßige Kontrolle

Während der Therapie finden regelmäßige Kontrolltermine statt, bei denen Dein Arzt / Deine Ärztin die Wirkung, mögliche Nebenwirkungen und die Dosierung überprüft. So wird sichergestellt, dass die Therapie optimal auf Dich abgestimmt bleibt. Gerade in den ersten Wochen ist eine engmaschige ärztliche Betreuung wichtig.

So findest Du einen Arzt: Vor Ort oder per Telemedizin

Um herauszufinden, ob medizinisches Cannabis für Dich als Therapie in Frage kommt, gibt es zwei Möglichkeiten: den klassischen Praxisbesuch oder eine telemedizinische Beratung.

Wenn Du keinen Arzt / keine Ärztin in Deiner Nähe findest, der / die Dir medizinisches Cannabis verschreiben kann, kannst Du Dich an einen auf Telemedizin spezialisierten Online-Arzt / Ärztin wenden.

Das sind die Vorteile, online Cannabis-Patient / -Patientin zu werden:

  • Zugang: Du kannst Deinen Termin direkt von Zuhause aus wahrnehmen und bist nicht davon abhängig, dass sich in Deiner Nähe ein niedergelassener Arzt / Ärztin befindet.
  • Zeitfaktor: Du erhältst meistens schnell einen Termin und sparst Dir den Weg in eine Praxis vor Ort. 
  • Diskretion: Viele Patienten / Patientinnen schätzen die erhöhte Privatsphäre durch eine Behandlung per Telemedizin.
  • Betreuung: Solltest Du Fragen haben oder es treten Nebenwirkungen auf, kannst Du schneller reagieren und Deinen Arzt / Deine Ärztin kontaktieren.

Zusammenfassung

Wenn Du Cannabis-Patient / -Patientin werden möchtest, musst Du bestimmte individuelle Voraussetzungen erfüllen, die eine sorgfältige ärztliche Beurteilung erfordern. Diese kann in einer Arztpraxis oder per Videosprechstunde erfolgen. Ob Dir also medizinisches Cannabis verschrieben wird, hängt zum Beispiel von Deiner Erkrankung, Deinen Symptomen und Deiner bisherigen Behandlung ab. 

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Häufige Fragen

Um Cannabis-Patient zu werden, kannst Du bei Deinem Arzt / Deiner Ärztin ein Rezept für medizinisches Cannabis anfordern. Diese Anfrage kann online oder in der Praxis erfolgen, und der Arzt / die Ärztin wird Deine Krankengeschichte sowie die spezifischen Symptome prüfen, um festzustellen, ob eine Behandlung mit Cannabis für Dich sinnvoll ist.

Ja, prinzipiell kann jeder niedergelassene Arzt / jede Ärztin in Deutschland (mit Ausnahme von Zahnmediziner:innen und Tiermediziner:innen) medizinisches Cannabis verschreiben, sofern die Therapie als sinnvoll erachtet wird.

Du benötigst ein gültiges Rezept von einem Arzt / einer Ärztin.

Die Krankenkasse kann die Kosten für medizinisches Cannabis übernehmen, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt und alternative Therapien ausgeschöpft sind.

Um Cannabis verschrieben zu bekommen, muss der Patient / die Patientin in der Regel an einer schwerwiegenden Erkrankung leiden, für die medizinisches Cannabis eine therapeutische Option darstellt. Der behandelnde Arzt / die behandelnde Ärztin prüft die medizinische Vorgeschichte, aktuelle Symptome, mögliche Behandlungsalternativen und ob durch Cannabis eine Verbesserung der Symptome zu erwarten ist.

Quellenangaben

  1. Andi, P. by. (2024, Mai 24). Cannabis V2. Dgs-praxisleitlinien.de. https://dgs-praxisleitlinien.de/download/cannabis-v2/
  2. BfArM - Hinweise für Ärztinnen und Ärzte. (o. J.). Bfarm.de. Abgerufen 4. November 2024, von https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Medizinisches-Cannabis/Hinweise-fuer-Aerzte/_node.html
  3. Cannabis verordnen. (o. J.). Abgerufen 4. November 2024, von https://www.kbv.de/html/cannabis-verordnen.php
  4. Medizinisches Cannabis auf Rezept. (o. J.). Aok.de. Abgerufen 4. November 2024, von https://www.aok.de/pk/leistungen/medizinische-behandlung/cannabis-auf-rezept/