Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit und beeinträchtigen das Leben der betroffenen Personen in erheblichem Maße. Obwohl es verschiedene therapeutische Ansätze gibt, sprechen nicht alle Patientinnen und Patienten ausreichend darauf an. Die Cannabinoide CBD und THC und die Auswirkungen auf Angststörungen sind Gegenstand der Forschung.
Angststörungen treten in verschiedenen Formen auf: Panikstörung (PS), generalisierte Angststörung (GAS), soziale Angststörung (SAS), Zwangsstörung (ZS) und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Sie sind durch übermäßige, anhaltende Angst oder Panik gekennzeichnet, die den Alltag zum Teil stark beeinträchtigen. Die genauen Ursachen sind noch unklar, man geht aber davon aus, dass genetische, neurologische und Umweltfaktoren sowie chronischer Stress und traumatische Erlebnisse eine Rolle spielen.
Typische Symptome je nach Störungsart:
Cannabinoide wie CBD und THC interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoidsystem, das eine zentrale Rolle bei der Regulierung von Stress, Angst und Furcht spielt. Dieses System ist vor allem in den Regionen des Gehirns aktiv, die für die Verarbeitung emotionaler Reaktionen zuständig sind. Es hilft, eine angemessene Reaktion auf belastende Ereignisse zu gewährleisten und dient als eine Art „Puffer“ für emotionale Reaktionen.
Studien zeigen, dass CBD beruhigend und angstreduzierend wirken kann, während THC je nach Dosierung sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Angstzustände haben kann.
Eine Übersichtsarbeit1 auf der Grundlage von 31 Artikeln über die Verwendung von medizinischem Cannabis bei psychischen Erkrankungen sowie 29 Übersichtsartikel über den allgemeinen Cannabis-Konsum bei psychischen Erkrankungen liefern erste Hinweise: Medizinisches Cannabis könnte bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und als Ersatz für problematischen Substanzkonsum nützlich sein.
Es fehlt jedoch an qualitativ hochwertigen Studien zu Nutzen und Risiken im Vergleich zu anderen Therapieoptionen. Insbesondere für Menschen mit psychotischen Störungen und für Menschen unter 25 Jahren könnte medizinisches Cannabis problematisch sein. Die Auswirkungen auf Menschen mit affektiven Störungen sind noch unklar.
Berichte deuten darauf hin, dass medizinisches Cannabis das Risiko einer Selbst- oder Fremdgefährdung nicht erhöht. Allerdings kann akuter Cannabis-Konsum zu vorübergehenden Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten, insbesondere des Kurzzeitgedächtnisses, führen.
Die Studie von Maximus Berger et al. (2018)2 fasst die aktuellen Fortschritte bei der Verwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Angststörungen zusammen. Klinische Studien und Laboruntersuchungen zeigen, dass Cannabidiol (CBD) bei gesunden Personen sowie Patienten und Patientinnen mit Angststörungen angstlösend wirken kann. Es gibt jedoch noch nicht genügend Beweise, um CBD als Erstlinientherapie zu empfehlen.
Im Gegensatz dazu ist die Wirkung von THC-haltigen Produkten weniger eindeutig. Während einige Patienten und Patientinnen von einer Angstreduktion berichten, kann THC bei anderen die Angst verstärken. Die Studie weist darauf hin, dass etwa 17 Prozent der in Australien ausgestellten Cannabis-Rezepte zur Behandlung von Angststörungen verwendet werden, wobei CBD-haltige Öle am häufigsten verschrieben werden.
Ärztinnen und Ärzten wird empfohlen, bei der Verschreibung von Cannabis-Produkten mit niedrigen Dosen zu beginnen und die Dosis langsam zu erhöhen („start low, go slow“), um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
Eine neuseeländische Studie3 untersuchte die Wirkung von Cannabidiol (CBD) bei 253 Patientinnen und Patienten, denen ein CBD-Medikament verschrieben worden war und deren Nachuntersuchung abgeschlossen war:
Die Studie deutet darauf hin, dass CBD eine vielversprechende Behandlungsoption für psychische Erkrankungen wie Angststörungen sein könnte. Weitere Forschung ist jedoch notwendig.
Eine Studie von Scott Shannon et al. (2019)4 untersuchte die Wirkung von Cannabidiol (CBD) bei 103 Erwachsenen mit Angstzuständen und Schlafproblemen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass CBD eine vielversprechende Option zur Unterstützung bei Angststörungen sein könnte. Weitere kontrollierte Studien sind jedoch erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
Diese Übersichtsarbeit von Esther M. Blessing et al. (2015) fasst zusammen, dass präklinische und erste klinische Studien darauf hindeuten, dass Cannabidiol (CBD) ein vielversprechendes Mittel zur Behandlung von Angststörungen sein könnte. Dazu gehören die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die Generalisierte Angststörung (GAS), die Panikstörung (PS), die Zwangsstörung (ZS) und die Soziale Angststörung (SAS).
In den untersuchten Studien zeigte CBD eine angstlösende Wirkung ohne die unerwünschten Nebenwirkungen, die bei THC-haltigem Cannabis auftreten können.
Vor allem die Vorteile der akuten Verabreichung von CBD wurden in diesen Studien festgestellt, insbesondere in Bezug auf die Verringerung von Angstverhalten und die Verbesserung der Stressbewältigung.
Die Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, dass weitere Studien (auch zur Langzeitanwendung) erforderlich sind, um die zugrunde liegenden Mechanismen und die langfristige Wirksamkeit von CBD bei der Behandlung von Angststörungen besser zu verstehen.
Vor Beginn einer Behandlung mit medizinischem Cannabis sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Ein Therapeut / eine Therapeutin kann die individuellen gesundheitlichen Bedürfnisse und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten berücksichtigen. Zudem sind die Dosierung und die Art der Anwendung von medizinischem Cannabis komplex und sollten unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden und eine sichere Behandlung zu gewährleisten. Insbesondere bei Angststörungen oder anderen psychischen Erkrankungen ist eine ärztliche Begleitung unerlässlich, da Cannabinoide unterschiedlich wirken können.
international standardisiertes Instrument zur Erfassung der allgemeinen Lebensqualität, das vor allem in der Gesundheitsforschung eingesetzt wird. Das wichtigste und am weitesten verbreitete Instrument ist der EQ-5D, der aus zwei Komponenten besteht:
EQ-5D-Beschreibungssystem: Eine kurze Befragung, in der Patientinnen und Patienten ihren Gesundheitszustand in fünf Dimensionen beschreiben: Mobilität, Selbstversorgung, gewohnte Aktivitäten, Schmerz/Unwohlsein und Angst/Depression. Jede Dimension wird auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet, was eine Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands ermöglicht.
EQ-VAS (Visuelle Analogskala): Eine Skala von 0 bis 100, auf der Patientinnen und Patienten ihren allgemeinen Gesundheitszustand selbst einschätzen. Ein Wert von 100 entspricht dem bestmöglichen Gesundheitszustand, 0 dem schlechtesten.
Dieses Instrument wird häufig verwendet, um die Auswirkungen von Behandlungen, z. B. Medikamenten oder Therapien, auf die Lebensqualität von Patienten und Patientinnen zu messen.
Bei der Anwendung von Cannabis-Produkten zur Linderung von Angststörungen ist es wichtig, zwischen CBD und THC zu unterscheiden. Studien zeigen, dass insbesondere Cannabidiol (CBD) bei geringem Nebenwirkungsrisiko zu einer Verbesserung der Symptome führen kann. Im Gegensatz dazu kann Tetrahydrocannabinol (THC) unerwünschte Wirkungen wie Paranoia und ein potenzielles Risiko für psychotische Episoden hervorrufen, insbesondere bei Personen mit einer entsprechenden Veranlagung.
Ärztinnen und Ärzte müssen vor der Verschreibung von medizinischen Cannabis-Produkten über diese möglichen Nebenwirkungen aufklären und gegebenenfalls Gegenanzeigen prüfen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schläfrigkeit, Mundtrockenheit und Müdigkeit. Bei THC können die Nebenwirkungen umfassender sein und kognitive Beeinträchtigungen, Schwindel und in seltenen Fällen Kreislaufkollaps umfassen.
Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Cannabis-Produkte, insbesondere Cannabidiol (CBD), positive Auswirkungen auf Angststörungen haben können. CBD wird für seine angstlösenden Eigenschaften geschätzt und weist ein geringes Risiko für Nebenwirkungen auf. Tetrahydrocannabinol (THC) wird ebenfalls als potenziell hilfreich angesehen, sollte jedoch bei Personen mit einem erhöhten Risiko für Psychosen oder bei Personen, die bereits eine Psychose durchgemacht haben, vermieden werden. Obwohl medizinisches Cannabis vielversprechende Ergebnisse bei verschiedenen Formen von Angststörungen zeigt, sind weitere umfassende Studien erforderlich, um endgültige Empfehlungen aussprechen zu können. Eine individuelle Beratung durch medizinisches Fachpersonal ist unerlässlich, um Risiken und Nutzen abzuwägen.
Bei der Anwendung von medizinischem Cannabis können Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Mundtrockenheit und in seltenen Fällen Kreislaufkollaps auftreten. Wenn bei Dir Nebenwirkungen auftreten, wende Dich sofort an einen Arzt / eine Ärztin.
Die Zeit bis zum Wirkungseintritt von medizinischem Cannabis bei Angststörungen kann individuell unterschiedlich sein. In klinischen Studien wurde eine Linderung der Angstsymptome nach etwa einem Monat beobachtet.
Wechselwirkungen zwischen medizinischem Cannabis und Antidepressiva sind bekannt. Cannabinoide können den Abbau von Medikamenten wie SSRI (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) in der Leber beeinflussen, was das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen kann. Die Kombination von medizinischen Cannabis-Produkten mit anderen Medikamenten sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin erfolgen.
Die Auswahl des geeigneten Cannabis-Produkts sollte in enger Absprache mit dem Arzt / der Ärztin erfolgen. Bei Angststörungen kann ein höherer Cannabidiolgehalt sinnvoll sein, da Cannabidiol für seine angstlösenden Eigenschaften bekannt ist.
Zur medikamentösen Behandlung von Angststörungen werden häufig Antidepressiva eingesetzt. Diese Medikamente behandeln jedoch nicht die Ursachen der Beschwerden. Zusätzlich können kognitive Verhaltenstherapien oder Selbsthilfegruppen unterstützend wirken.
In Deutschland ist die Verwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Angststörungen legal, sofern ein Arzt / eine Ärztin dies für sinnvoll erachtet. In diesem Fall kann ein Rezept für medizinisches Cannabis ausgestellt werden.