Medizinisches Cannabis bei PTBS

Nutzen, Risiken und aktuelle Studienlage zur Anwendung bei posttraumatischer Belastungsstörung

Die Anwendung von medizinischem Cannabis bei PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) wird derzeit noch erforscht. Erste Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Wirkstoffe in Cannabis PTBS-Symptome lindern können. Allerdings fehlen noch umfassende klinische Studien, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis bei PTBS abschließend zu beurteilen.

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Letzte Änderung:

18.12.2024

Das Wichtigste in Kürze
  • Erste Studien zeigen, dass medizinisches Cannabis bei PTBS helfen kann, Symptome wie Angstzustände und Schlafprobleme zu lindern. 
  • Während THC psychoaktiv wirkt und je nach Dosierung Angst lindern oder verstärken kann, kann CBD angstlösend und beruhigend wirken.
  • Es sind weitere Forschungen notwendig, um die langfristigen Effekte und die Sicherheit von Cannabis bei der PTBS-Behandlung besser zu verstehen.

Was ist PTBS? Symptome und Ursachen

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach extrem belastenden Erlebnissen wie beispielsweise Krieg, Missbrauch oder schweren Unfällen auftreten kann. Häufig zeichnet sich PTBS durch folgende Symptome aus:

  • Belastende Erinnerungen und Flashbacks: Wiederkehrende Erinnerungsblitze oder Albträume, die das Trauma lebendig erscheinen lassen.
  • Vermeidung von Orten, Situationen oder Menschen, die an das Trauma erinnern.
  • Soziale Isolation: Viele Betroffene ziehen sich emotional zurück und wirken teilnahmslos.
  • Ständige Nervosität und / oder Schlafstörungen

Zur Behandlung von PTBS werden häufig kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Antidepressiva und ergänzende Therapien wie Kunst- oder Musiktherapie eingesetzt. Diese Ansätze werden individuell angepasst, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Mögliche Wirkung von medizinischem Cannabis bei PTBS

Die in Cannabis enthaltenen Wirkstoffe THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) können zur Linderung von PTBS-Symptomen beitragen. Beide Substanzen wirken auf das sogenannte Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers, das eine Rolle bei der Regulierung von Emotionen, Stressreaktionen und Schlaf spielt.

Potenzielle Effekte von THC und CBD auf PTBS-Symptome:1

  • THC wirkt in niedrigen Dosierungen beruhigend und kann Angstsymptome lindern. Höhere Dosierungen können jedoch das Gegenteil bewirken und Ängste verstärken. Die richtige Dosierung und ärztliche Begleitung sind daher entscheidend.
  • CBD hat angstlösende und entspannende Eigenschaften. Der Wirkstoff kann helfen, PTBS-Symptome wie Schlafstörungen und Unruhe zu mildern.

Mögliche Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis bei PTBS

Ob mögliche Nebenwirkungen bei der Anwendung von medizinischem Cannabis auftreten, hängt meist von der Dosierung ab. Deshalb ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle wichtig, um die Therapie individuell abzustimmen und Risiken zu minimieren.

Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:2

  • Verstärkung von Angstsymptomen: THC kann bei falschen Dosierungen zu verstärkter Unruhe und Angst führen.
  • Schlafstörungen: Während niedrige THC-Dosen beim Einschlafen helfen können, kann eine langfristige Anwendung die Schlafqualität beeinträchtigen.
  • Körperliche Nebenwirkungen von THC: Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, beschleunigter Herzschlag, vermehrter Appetit und seltener Appetitlosigkeit.  
  • Körperliche Nebenwirkungen von CBD: CBD gilt in der Regel als gut verträglich, kann aber bei einigen Patienten / Patientinnen Müdigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall verursachen.

Da die Forschung zur Langzeitwirkung von medizinischem Cannabis bei PTBS noch begrenzt ist, sollte die Anwendung immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin erfolgen und engmaschig überwacht werden.

Die aktuelle Forschungslage: Kann medizinisches Cannabis bei PTBS helfen?

Die wissenschaftliche Forschung zur Anwendung von medizinischem Cannabis bei PTBS befindet sich noch in einem frühen Stadium. Erste Studien deuten darauf hin, dass Cannabinoide wie THC und CBD möglicherweise positive Effekte auf Symptome wie Angst und Schlafstörungen haben könnten, doch die Ergebnisse sind bisher nicht eindeutig.

Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 hat elf Studien mit insgesamt 4672 PTBS-Patienten / Patientinnen analysiert, um die potenziellen Effekte von Cannabis auf PTBS-Symptome zu verstehen.2 Einige der Studien zeigten teilweise positive Effekte, wie eine Reduktion von Angst, Schlafstörungen und depressiven Symptomen sowie eine Verbesserung sozialer Funktionen. In anderen Studien wurden jedoch keine wesentlichen Veränderungen festgestellt.

Die Forschenden empfehlen, die bisherigen Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren. Sie betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die langfristigen Auswirkungen und die Sicherheit von medizinischem Cannabis bei PTBS besser zu verstehen.

Zusammenfassung

Aktuell gibt es noch nicht ausreichend wissenschaftliche Belege, um medizinisches Cannabis zur Behandlung von PTBS allgemein zu empfehlen. Erste Studien zeigen zwar eine mögliche Linderung von PTBS-Symptomen wie Angstzuständen und Schlafproblemen. Es sind jedoch weitere Forschungen notwendig, um die langfristigen Effekte und die Sicherheit besser zu verstehen. ​​Eine Therapie sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin erfolgen und engmaschig überwacht werden.

Zusammenfassung

Aktuell gibt es noch nicht ausreichend wissenschaftliche Belege, um medizinisches Cannabis zur Behandlung von PTBS allgemein zu empfehlen. Erste Studien zeigen zwar eine mögliche Linderung von PTBS-Symptomen wie Angstzuständen und Schlafproblemen. Es sind jedoch weitere Forschungen notwendig, um die langfristigen Effekte und die Sicherheit besser zu verstehen. ​​Eine Therapie sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin erfolgen und engmaschig überwacht werden.

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Häufige Fragen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit und Konzentrationsstörungen. Sollten unerwartete Symptome auftreten, kontaktiere Deinen Arzt / Deine Ärztin.

Die kurzfristige entspannende Wirkung setzt schnell ein – bei Inhalation bereits nach etwa 5 Minuten. Für langfristige Effekte benötigt der Körper jedoch Zeit, um sich anzupassen – was mehrere Wochen bis Monate dauern kann. In einer Studie wurden nach drei Wochen keine signifikanten Verbesserungen beobachtet, nach einem Jahr jedoch schon.3,4

Die gleichzeitige Anwendung mit anderen Medikamenten, vor allem Antidepressiva, sollte vorher immer ärztlich abgeklärt werden. Cannabis kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen und möglicherweise Nebenwirkungen verstärken.

Medizinisches Cannabis ist legal, wenn ein Arzt / eine Ärztin die Therapie für sinnvoll hält und ein entsprechendes Rezept ausstellt.

Die Dosierung wird individuell von einem Arzt / einer Ärztin festgelegt.

Es gibt Studien, die auf signifikante Verbesserungen der Symptome wie Angst und Schlafqualität bei PTBS-Patienten / Patientinnen hinweisen.1,2,4

Quellenangaben

  1. Rabinak, C. A., Blanchette, A., Zabik, N. L., Peters, C., Marusak, H. A., Iadipaolo, A., & Elrahal, F. (2020). Cannabinoid modulation of corticolimbic activation to threat in trauma-exposed adults: a preliminary study. Psychopharmacology, 237(6), 1813–1826. https://doi.org/10.1007/s00213-020-05499-8
  2. Lookfong, N. A., Raup-Konsavage, W. M., & Silberman, Y. (2023). Potential utility of cannabidiol in stress-related disorders. Cannabis and Cannabinoid Research, 8(2), 230–240. https://doi.org/10.1089/can.2022.0130
  3. Rehman, Y., Saini, A., Huang, S., Sood, E., Gill, R., & Yanikomeroglu, S. (2021). Cannabis in the management of PTSD: a systematic review. AIMS Neuroscience, 8(3), 414–434. https://doi.org/10.3934/Neuroscience.2021022
  4. Bonn-Miller, M. O., Sisley, S., Riggs, P., Yazar-Klosinski, B., Wang, J. B., Loflin, M. J. E., Shechet, B., Hennigan, C., Matthews, R., Emerson, A., & Doblin, R. (2021). The short-term impact of 3 smoked cannabis preparations versus placebo on PTSD symptoms: A randomized cross-over clinical trial. PloS One, 16(3), e0246990. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0246990
  5. Bonn-Miller, M. O., Brunstetter, M., Simonian, A., Loflin, M. J., Vandrey, R., Babson, K. A., & Wortzel, H. (2022). The long-term, prospective, therapeutic impact of cannabis on post-traumatic stress disorder. Cannabis and Cannabinoid Research, 7(2), 214–223. https://doi.org/10.1089/can.2020.0056
  6. Gesundheitskasse, A.-D. (2023, Juni 5). PTBS: Ursachen, Symptome und Behandlung. AOK - Die Gesundheitskasse. https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/ptbs-ursachen-symptome-und-behandlung/