Die Verwendung von medizinischem Cannabis bei Depressionen befindet sich in einem frühen Stadium der Forschung. Es gibt bereits einige Studien, die auf eine Wirksamkeit hinweisen. Große placebokontrollierte klinische Studien fehlen jedoch.
Die mögliche Wirkung von Cannabis bei Depressionen beruht auf dem Einfluss der in Cannabis enthaltenen Wirkstoffe CBD (Cannabidiol) und THC (Tetrahydrocannabinol) auf das sogenannte Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers. Dieses System ist unter anderem für die Regulation des Appetits, der Schmerzempfindung, des Schlafes, aber auch der Stimmung verantwortlich.
So wirken THC und CBD im menschlichen Körper:
Die wissenschaftliche Forschung zur Anwendung von medizinischem Cannabis bei Depressionen befindet sich noch in einem frühen Stadium. Erste Studien, darunter eine umfangreiche Metaanalyse, weisen darauf hin, dass Cannabis möglicherweise positive Effekte auf depressive Symptome haben könnte. In sieben der untersuchten Studien berichteten Patientinnen und Patienten über eine Verbesserung ihrer Symptome.1
Eine andere Analyse ergab Hinweise darauf, dass langfristiger Cannabis-Konsum bei jungen Erwachsenen bis 32 Jahre mit einem erhöhten Risiko für depressive Symptome und in einigen Fällen mit suizidalen Gedanken in Verbindung gebracht werden könnte. Es bedarf jedoch weiterer Forschung, um einen eindeutigen kausalen Zusammenhang zu bestätigen.2
Es sind noch mehr klinische Studien erforderlich, um den genauen Nutzen und die möglichen Risiken besser einschätzen zu können. Bevor Du eine Therapie von Depressionen mit medizinischem Cannabis in Erwägung ziehst, sprich unbedingt mit Deiner behandelnden Ärztin oder Deinem behandelnden Arzt.
Depressionen werden häufig im Rahmen einer multimodalen Therapie behandelt, die sowohl medikamentöse als auch psychotherapeutische Ansätze umfasst. Aktuell kommen primär SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer), sowie trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva zum Einsatz. Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) werden seltener verschrieben.
Während für Wechselwirkungen zwischen Antidepressiva gut erforschte Daten vorliegen, ist die gleichzeitige Anwendung von medizinischem Cannabis und Antidepressiva noch nicht umfassend untersucht. Erste Analysen weisen darauf hin, dass sowohl CBD als auch THC mit bestimmten Antidepressiva interagieren können.
Eine Metaanalyse zeigt mögliche Wechselwirkungen mit 57 verschiedenen Antidepressiva auf, darunter auch Duloxetin, ein Vertreter der SNRI-Klasse.3
Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass auch das nicht psychoaktive CBD die Wirkung von Antidepressiva beeinflussen kann. In einer Studie wurde untersucht, wie CBD die Wirkung von Citalopram (SSRI) beeinflusst.4 Die Ergebnisse zeigten, dass bei gleichzeitiger Einnahme von Citalopram oder Escitalopram und CBD erhöhte Plasmakonzentrationen dieser Medikamente gemessen wurden. Ob dies die Nebenwirkungsrate dieser Antidepressiva erhöht, ist derzeit noch unklar.
Aufgrund der potenziellen Wechselwirkungen und der begrenzten Datenlage sollte die Anwendung von medizinischem Cannabis stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Die eigenständige Verwendung von Cannabis zur Behandlung von Depressionen ist nicht empfehlenswert und könnte gesundheitliche Risiken bergen.
Menschen mit Depressionen leiden häufig unter Symptomen wie Schlafstörungen, Ängsten, gedrückter Stimmung oder Appetitlosigkeit. Erste Studien deuten darauf hin, dass medizinisches Cannabis einige dieser Beschwerden lindern könnte.
Bitte beachte: Eine Therapie mit medizinischem Cannabis sollte stets in Absprache mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin erfolgen und engmaschig überwacht werden.
Die wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei der Behandlung von Depressionen ist derzeit noch nicht ausreichend, um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können. Erste Studien geben Hinweise darauf, dass erwachsene Patientinnen und Patienten unter bestimmten Umständen von einer Anwendung profitieren könnten. Für eine fundierte Bewertung sind jedoch weitere klinische Studien erforderlich. Vor allem das Verhältnis von THC zu CBD in medizinischem Cannabis könnte für mögliche Wirkungen von Bedeutung sein. Gerade die entspannende und angstlösende Wirkung von CBD ist noch Gegenstand der Forschung.
Bisherige Untersuchungen liefern Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis depressive Symptome lindern kann. Allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz bisher begrenzt und widersprüchlich. Es gibt Hinweise darauf, dass insbesondere THC auch gegenteilige Wirkungen haben und die Symptome sogar verschlimmern kann.
THC und CBD beeinflussen über das Endocannabinoid-System Appetit, Schmerzempfinden, Schlaf und Stimmung. Die gleichzeitige Wirkung auf die Produktion und Regulierung von Botenstoffen wie Dopamin und Serotonin könnte ebenfalls einen Einfluss haben. Es gilt als bestätigt, dass Depressionen unter anderem durch ein Ungleichgewicht dieser Botenstoffe verursacht werden können.
Die am besten untersuchten und für die Linderung von Depressionen relevantesten Cannabinoide sind THC und CBD. Andere Cannabinoide wie Cannabigerol (CBG), Cannabinol (CBN) oder das synthetische Hexahydrocannabinol (HHC) sind weniger erforscht.
Die bisherige Forschung reicht nicht aus, um medizinisches Cannabis als Therapie der ersten Wahl zu empfehlen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass insbesondere Betroffene, die auf herkömmliche Medikamente nicht ausreichend ansprechen, von einer Behandlung mit medizinischem Cannabis profitieren könnten. Weitere Studien sind erforderlich, um diese Ansätze genauer zu untersuchen.
Zu den Nebenwirkungen von THC-haltigem Cannabis gehören eine erhöhte Herzfrequenz, Schwindel, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, verstärkte Angstsymptome und Abhängigkeit. Das nicht psychoaktive CBD hingegen verursacht weniger ausgeprägte Nebenwirkungen; hier stehen Müdigkeit, leichte Beruhigung und Mundtrockenheit im Vordergrund.
In hohen Dosen und bei längerem Gebrauch kann Cannabis depressive Symptome und Antriebsstörungen verstärken. Junge Menschen bis ca. 32 Jahre scheinen besonders gefährdet, da Cannabis-Konsum in der Entwicklungsphase mit einem erhöhten Risiko für Angststörungen und Depressionen einhergeht.9
1. 1Walsh, Z., Gonzalez, R., Crosby, K., Thiessen, M. S., Carroll, C. & Bonn-Miller, M. O. (2017). Medical cannabis and mental health: A guided systematic review. Clinical Psychology Review, 51, 15–29. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2016.10.002
2. 2,9Gobbi, G., Atkin, T., Zytynski, T., Wang, S., Askari, S., Boruff, J., Ware, M., Marmorstein, N., Cipriani, A., Dendukuri, N. & Mayo, N. (2019). Association of Cannabis Use in Adolescence and Risk of Depression, Anxiety, and Suicidality in Young Adulthood. JAMA Psychiatry, 76(4), 426. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2018.4500
3. 3Kocis, P. T. & Vrana, K. E. (2020). Delta-9-Tetrahydrocannabinol and Cannabidiol Drug-Drug Interactions. Medical Cannabis And Cannabinoids, 3(1), 61–73. https://doi.org/10.1159/000507998
4. 4Anderson, L. L., Doohan, P. T., Oldfield, L., Kevin, R. C., Arnold, J. C., Berger, M., Amminger, G. P. & McGregor, I. S. (2021). Citalopram and Cannabidiol. Journal Of Clinical Psychopharmacology, 41(5), 525–533. https://doi.org/10.1097/jcp.0000000000001427
5. 5Babson, K. A., Sottile, J. & Morabito, D. (2017). Cannabis, Cannabinoids, and Sleep: a Review of the Literature. Current Psychiatry Reports, 19(4). https://doi.org/10.1007/s11920-017-0775-9
6. 6Berger, M., Amminger, G. P. & McGregor, I. S. (2022). Medicinal cannabis for the treatment of anxiety disorders. Australian Journal Of General Practice, 51(8), 586–592. https://doi.org/10.31128/ajgp-04-21-5936
7. 7Van Ameringen, M., Mancini, C., Pipe, B., Campbell, M. & Oakman, J. (2002). Topiramate Treatment for SSRI-Induced Weight Gain in Anxiety Disorders. The Journal Of Clinical Psychiatry, 63(11), 981–984. https://doi.org/10.4088/jcp.v63n1104
8. 8Hoch, E. & Schneider, M. (2018). Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse. Springer-Verlag. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Drogen_und_Sucht/Berichte/Broschuere/BMG_CaPris_A5_Info_web.pdf