Rund 320.000 Menschen in Deutschland leiden an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung.1 Medizinisches Cannabis kann eine ergänzende Option zur Linderung der Symptome sein.
Was chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind und wie medizinisches Cannabis bei ihnen wirkt, erfährst Du in diesem Artikel.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind Erkrankungen des Verdauungstrakts, die durch wiederkehrende Entzündungen gekennzeichnet sind. Diese können schubweise oder in einem dauerhaften Verlauf auftreten. Die häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Typische Symptome:
Die genauen Ursachen von CED sind noch nicht vollständig geklärt. Experten und Expertinnen vermuten ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, einem überaktiven Immunsystem, einer gestörten Darmbarriere sowie Umweltfaktoren, Ernährung und Rauchen.
Die gängige Therapie bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind Immunsuppressiva – Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken. Ziel ist es, die Entzündungen im Darm zu kontrollieren und die Schübe zu reduzieren. Diese Behandlung ist oft notwendig, um den Krankheitsverlauf zu stabilisieren und die Symptome zu lindern.
Medizinisches Cannabis könnte entzündungshemmende Wirkungen haben, indem es auf das Endocannabinoidsystem einwirkt. Dieses System reguliert unter anderem Verdauungsprozesse und Entzündungen im Magen-Darm-Trakt. Obwohl die Wirksamkeit von CBD bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) vor allem in Tierversuchen nachgewiesen wurde, fehlen bislang umfassende Studien am Menschen.2
Trotz des fehlenden Nachweises einer direkten Wirkung auf die Krankheitsaktivität berichten viele Patientinnen und Patienten über eine Besserung ihrer Symptome. Eine Übersichtsarbeit3 kam zu folgenden Ergebnissen:
Eine weitere Studie mit 127 CED-Patientinnen und -Patienten, die über ein Jahr lang medizinisches Cannabis verwendeten, zeigte eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 2 kg und einen geringeren Bedarf an anderen Medikamenten.4
Wichtig: Eine mögliche Therapie mit medizinischem Cannabis sollte immer mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin besprochen werden, da Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nebenwirkungen möglich sind.
Die Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis hängen stark von der Dosis und der Art der Anwendung ab.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören unter anderem:
In seltenen Fällen können bei höheren Dosen auch Paranoia oder Angstzustände auftreten, insbesondere bei THC-haltigen Produkten.
Die Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen ist komplex und langwierig. Auch wenn die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis auf die Krankheitsaktivität noch nicht eindeutig belegt ist, berichten viele Patientinnen und Patienten von einer Linderung ihrer Symptome und einer Verbesserung ihrer Lebensqualität. Ob medizinisches Cannabis für Dich eine geeignete Therapieoption ist, solltest Du mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin besprechen.
Patientinnen und Patienten mit CED berichten, dass medizinische Cannabis-Produkte bei Schmerzen, Übelkeit und Durchfall helfen und die Lebensqualität verbessern können.
Sowohl THC als auch CBD sind in Studien untersucht worden. Während die Wirksamkeit von reinem CBD auf die Krankheitsaktivität in Tierversuchen bestätigt wurde, sind weitere Studien am Menschen erforderlich.
Die Anwendung sollte individuell angepasst werden, um die Verträglichkeit zu maximieren und Nebenwirkungen zu minimieren. Viele Patientinnen und Patienten bevorzugen die Inhalation von medizinischem Cannabis.
Bisher gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis die Symptome verschlimmert. Es ist jedoch möglich, dass medizinisches Cannabis keine Wirkung auf die Symptome hat oder dass zusätzliche Nebenwirkungen auftreten. Daher ist es wichtig, die Eignung einer Therapie mit medizinischem Cannabis immer mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.
Mögliche Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis sind Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Erbrechen und Orientierungsstörungen. Diese können individuell unterschiedlich ausfallen und sind abhängig vom eingenommenen Präparat und dem THC-Gehalt.