Medizinisches Cannabis – insbesondere die Wirkstoffe CBD und THC – wird zunehmend als mögliche Unterstützung bei der Bewältigung von Stress diskutiert. In diesem Beitrag erfährst Du mehr über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Anwendung von medizinischem Cannabis bei chronischem Stress sowie über potenzielle Risiken und Nebenwirkungen.
Geht es um die Regulierung von Stress und Emotionen, spielt das Endocannabinoid-System (ECS) eine entscheidende Rolle. Es besteht maßgeblich aus den Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2, die über den gesamten Körper verteilt sind.
CB1-Rezeptoren befinden sich größtenteils im Gehirn und im zentralen Nervensystem. Sie sind entscheidend, wenn es um die Steuerung von Stressreaktionen geht. Eine Studie an Mäusen zeigt, dass THC an CB1-Rezeptoren bindet, die für emotionale Reaktionen verantwortlich sind. Diese Bindung kann kurzfristig die Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress erhöhen. Allerdings können gleichzeitig negative Langzeiteffekte wie Abhängigkeit oder die Verstärkung von Angstzuständen auftreten.5
CB2-Rezeptoren hingegen sind vor allem im Immunsystem zu finden, wo sie primär für die Regulierung von Entzündungen zuständig sind. Eine Untersuchung zeigt, dass CBD und THC an diesen Rezeptoren entzündungshemmend wirken können, was dazu beitragen könnte, stressbedingte Entzündungen zu reduzieren.6 Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass CBD bei chronischem Stress, der oft mit Entzündungen einhergeht, nützlich sein könnte.7
Die Forschung zur Wirkung von medizinischem Cannabis bei chronischem Stress hat bereits erste wissenschaftliche Erkenntnisse erbracht, steckt jedoch noch in den Anfängen. Erste Studien zeigen, dass die enthaltenen Cannabinoide wie THC und CBD unterschiedliche Wirkungen haben können.
So hat eine Studie der Universität Chicago gezeigt, dass bereits geringe Dosen von THC Stresssymptome lindern können. Höhere Dosen hingegen können einen gegenteiligen Effekt haben und negative emotionale Zustände wie Angst oder Unruhe erhöhen.8
Eine weitere Studie untersuchte die Wirkung von CBD auf Stress. Hier zeigt sich eine positive Wirkung auf Stress und Angst. So gibt es Hinweise darauf, dass CBD bei sozialen Stressoren wie einer öffentlichen Rede wirksam sein könnte.9
Andere Studien weisen darauf hin, dass chronischer Cannabis-Gebrauch zu einer erhöhten Stressreaktion und sogar zu Veränderungen der hormonellen Aktivität führen kann.10 Daher sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Auswirkungen besser zu verstehen.
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine stressbedingte Erkrankung, die nach traumatischen Erlebnissen auftreten kann. Sie geht häufig mit Symptomen wie Albträumen, Schlafstörungen und erhöhter Wachsamkeit einher. Auch chronischer Stress kann eine mögliche Folge der PTBS sein.
Erste Studien weisen vorsichtig darauf hin, dass medizinisches Cannabis potenziell helfen könnte, Stresssymptome zu lindern und die Schlafqualität zu verbessern – insbesondere bei Patienten mit einer therapieresistenten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), (therapieresistent = Erkrankung, die auf keine der verfügbaren Behandlungsmethoden (Therapien) anspricht) – bei denen andere Behandlungsmethoden nicht wirken.
Allerdings basieren die bisherigen Erkenntnisse überwiegend auf Beobachtungsstudien mit geringer Evidenzqualität und kleinen Stichprobengrößen.11 Weitere randomisierte, kontrollierte Studien mit größeren Teilnehmerzahlen sind notwendig, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis bei der PTBS-Behandlung umfassend zu bewerten.
Die Anwendung von medizinischem Cannabis bei chronischem Stress kann mit einigen Risiken verbunden sein. Verschiedene Studien wie die folgenden weisen darauf hin, dass Cannabinoide wie THC und CBD sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Stress haben können. Sie hängen von verschiedenen Faktoren wie der Dosierung, der Häufigkeit und Dauer der Anwendung und der individuellen Gesundheit ab. Zudem kann der Auslöser der chronischen Stresssituation eine Rolle spielen.
So berichtet eine Studie, dass bei häufigem Cannabis-Gebrauch ein erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen im mittleren Lebensalter besteht, insbesondere für das verbale Gedächtnis. Hinzu kommt eine Verlangsamung der Verarbeitungsgeschwindigkeit. Dies könnte sowohl für medizinisches Cannabis, als auch für den Freizeitkonsum gelten.12, 13
Nein, eine Therapie ist nicht für jede Person geeignet. In einer klinisch fokussierten systematischen Überprüfung fanden Forscher und Forscherinnen heraus, dass medizinisches Cannabis, insbesondere CBD gegen Stress, mit Risiken verbunden sein kann, vor allem bei Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen.
Dies gilt nicht nur für Stress, sondern auch für den Einsatz von medizinischem Cannabis bei psychischen Erkrankungen generell. So kann regelmäßiger Gebrauch das Risiko für psychische Störungen und Abhängigkeit erhöhen. Vorsicht ist insbesondere bei Personen geboten, die bereits an psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie leiden. Aus diesem Grund ist eine sorgfältige individuelle Risikoabwägung durch eine medizinische Fachperson unbedingt notwendig.14
Die Verwendung von medizinischem Cannabis, insbesondere THC und CBD, kann potenziell bei der Bewältigung von chronischem Stress hilfreich sein. THC zeigt in niedrigen Dosen eine stresslindernde Wirkung, während CBD entzündungshemmende Eigenschaften besitzt, die ebenfalls zur Stressreduktion beitragen können. Allerdings sind Risiken wie potenzielle kognitive Beeinträchtigungen und Abhängigkeit zu beachten, insbesondere bei längerem Gebrauch. Eine ärztliche Beratung ist unerlässlich, um die richtige Dosierung und Anwendung zu bestimmen und individuelle Risiken zu bewerten. Weitere Studien sind erforderlich, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei der Bewältigung von chronischem Stress besser zu verstehen.15
Studien zeigen, dass CBD aufgrund seiner entzündungshemmenden und beruhigenden Eigenschaften bei Stress helfen kann.16 THC kann in geringen Dosen entspannend wirken, in höheren Dosen jedoch das Gegenteil bewirken, was bei der Therapie berücksichtigt werden sollte.17 Wichtig: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf medizinische Cannabis-Produkte. Daher kann die Wahl des geeigneten Produkts von Person zu Person variieren. Es ist daher ratsam, die Behandlung unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen, um die richtige Dosierung und Zusammensetzung sicherzustellen.
Jeder Mensch reagiert anders auf Cannabis. Deshalb sollte die Therapie immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Es empfiehlt sich, mit einer niedrigen Dosis zu beginnen und diese langsam zu steigern. Eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist wichtig, um die Dosierung gegebenenfalls anzupassen. Nur so kann eine optimale Wirkung erzielt und eine Überdosierung vermieden werden.
Medizinisches Cannabis sollte nur dann eingesetzt werden, wenn eine medizinische Indikation (Anwendungsgrund) vorliegt und andere Therapien nicht ausreichen. Um die richtige Anwendungsform zu bestimmen, ist eine ärztliche Beratung erforderlich. Medizinisches Cannabis ist rezeptpflichtig. Die Therapie sollte unbedingt ärztlich überwacht werden, um die richtige Anwendungsform und Dosierung sicherzustellen und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
Cannabis sollte nur nach ärztlicher Beratung und Empfehlung verwendet werden. Eine medizinische Fachperson entscheidet, ob es in Deinem Fall zur Stressbewältigung geeignet ist und ob mögliche Risiken bestehen. Grundsätzlich sollte immer zuerst die Ursache der chronischen Stressbelastung ärztlich abgeklärt werden, bevor eine Behandlung mit medizinischem Cannabis in Betracht gezogen wird. Denn gerade bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie ist besondere Vorsicht geboten.
Die Wahl des richtigen Cannabis-Produkts sollte immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen. Nur eine medizinische Fachperson kann eine fundierte Entscheidung über die geeignete Therapie treffen und ein entsprechendes Rezept ausstellen. Dabei sollten auch individuelle Vorlieben und die Verträglichkeit der Produkte berücksichtigt werden. Vor Beginn der Behandlung stellt ein ärztliches Gespräch sicher, dass das gewählte Produkt und die Dosierung auf die individuellen Bedürfnisse und Verträglichkeit abgestimmt sind.