Cannabis-Therapie

Eine umfassende Einführung in die medizinische Anwendung

Medizinisches Cannabis kann Studien zufolge gegen eine Vielzahl von Beschwerden und Erkrankungen wirken. Abzugrenzen ist medizinisches Cannabis von sogenanntem Freizeit-Cannabis, dessen Besitz und Konsum in Deutschland jüngst entkriminalisiert wurde. Bei einer Cannabis-Therapie wird medizinisches Cannabis verschrieben, das nicht berauschen, sondern eine therapeutische Wirkung erzielen soll. Erfahre bei uns jetzt alles rund um die Möglichkeiten einer Cannabis-Therapie in Deutschland.

*Rezeptpflichtige Arzneimittel erfordern eine ärztliche Verschreibung
Medizinisch geprüft durch
unser internes Medical Team

Letzte Änderung:

19.07.2024

Das Wichtigste in Kürze
  • Medizinisches Cannabis kann durch Ärztinnen und Ärzte verordnet werden, wenn andere Ansätze keinen Erfolg versprechen.
  • Eine Therapie mit medizinischem Cannabis kann von der Krankenkasse übernommen oder privat bezahlt werden.
  • Medizinisches Cannabis steht ausnahmslos in Apotheken vor Ort oder online zur Verfügung.

Was ist eine Therapie mit Cannabis?

Eine Therapie mit medizinischem Cannabis bezeichnet die gezielte Anwendung von Cannabis zur Behandlung von Symptomen.

Verschiedene Beschwerdebilder können mit medizinischem Cannabis behandelt werden, sofern Deine Ärztin oder Dein Arzt ein Rezept ausstellt. Hierfür braucht es eine medizinische Indikation.

Es muss einerseits wahrscheinlich sein, dass Cannabis Deinen Krankheitsverlauf positiv beeinflussen könnte. Andererseits müssen Risikofaktoren ausgeschlossen werden, dass sich Cannabis negativ auf Dich als Anwender:in auswirken könnte.

Die Durchführung einer Therapie mit Cannabis beginnt mit einer medizinischen Untersuchung und Beratung. Je erfahrener Deine Ärztin oder Dein Arzt im Umgang mit Cannabis ist, desto eher findet er oder sie die geeignete Dosierung und Form von medizinischem Cannabis.

Besonders bei chronischen Schmerzen kommt medizinisches Cannabis als Therapie zum Einsatz. Es soll dabei helfen, die Beschwerden im Alltag zu reduzieren und unterstützend in Verbindung mit anderen Behandlungsformen zu wirken.

Blüten oder gebrauchsfertiges Medikamente?

Medizinisches Cannabis steht unter anderem in Blütenform zur Verfügung, wird aber auch als gebrauchsfertiges Medikament auf den Markt gebracht. Gemeinsam mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin entscheidest Du, welche Variante für Dich am besten geeignet ist.

Wie läuft eine Therapie mit medizinischem Cannabis ab?

Deine Therapie mit medizinischem Cannabis beginnt grundsätzlich mit einer ärztlichen Beratung. Wir haben Dir die wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Cannabis-Therapie zusammengefasst:

➔ Schritt 1: Erstgespräch

Die Therapie wird mit einem ausführlichen Erstgespräch bei einer Ärztin oder einem Arzt beginnen, die / der sich mit der Cannabis-Therapie auskennt. In diesem Gespräch geht es um Deine Beschwerden, die bislang durchgeführten Behandlungen und Deinen Wunsch nach einer Cannabis-Therapie.

Es gibt inzwischen aber auch einen digitalen Weg über Online-Anbieter, bei denen Du lediglich einen medizinischen Fragebogen im Internet ausfüllen musst oder eine Online-Sprechstunde durchführst. Im Endeffekt werden Dir hier die gleichen Fragen gestellt, die Dir auch ein Arzt / eine Ärztin stellen würde.

Egal, ob analog oder digital: Eine Ärztin oder der Arzt bewertet, ob medizinisches Cannabis eine für Dich geeignete Behandlungsoption sein kann und ob Du die medizinischen Voraussetzungen erfüllst.

➔ Schritt 2: Diagnose und Verordnung

Basierend auf der gestellten Diagnose erstellen Deine Ärztin oder Dein Arzt nun eine detaillierte Dokumentation über Deine bisherige Krankengeschichte. Dies ist die Grundlage dafür, dass Du ein Rezept erhalten kannst.

Ist die Verordnung von Cannabis nach Auffassung Deiner Ärztin oder Deines Arztes sinnvoll und spricht nichts gegen die Einnahme, darf Dir medizinisches Cannabis verschrieben werden.

➔ Schritt 3: Optionale Antragstellung

Haben Deine Ärztin oder Dein Arzt die Indikation für eine Therapie mit Cannabis bestätigt, kannst Du die Antragstellung bei der Krankenkasse durchführen. Allerdings müssen hierfür strenge Bedingungen erfüllt werden, insbesondere was die Schwere der Krankheit betrifft.

Gerade bei leichteren und mittleren Beschwerden ist es oft der einfachere Weg, Dein Rezept selbst zu bezahlen, um passende Produkte wie Blüten, Öle, Kapseln oder Tinkturen in der Apotheke zu kaufen.

➔ Schritt 4: Therapiebeginn

Nachdem Du Dein medizinisches Cannabis in der verordneten Form von Deiner Apotheke erhalten hast, beginnst Du mit der Einnahme. Deine Ärztin oder Dein Arzt geben Dir genaue Anweisungen zur ersten Anwendung und zur Dosierung Deines Produkts.

➔ Schritt 5: Therapieverlauf

Nach vier Wochen besprichst Du die Wirkung mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt. Du setzt die Behandlung weiter fort und kannst dabei auch Wirkungen und Nebenwirkungen dokumentieren. Teile Deine Beobachtungen Deiner Ärztin oder Deinem Arzt mit.

In regelmäßigen Kontrollterminen prüft Deine Ärztin oder Dein Arzt, ob die Indikation noch besteht und ob eine Anpassung der Dosierung notwendig ist.

Wer kann eine Therapie mit medizinischem Cannabis beantragen?

Die Ärztin oder der Arzt müssen eine Einschätzung abgeben und erläutern, warum die Therapie mit medizinischem Cannabis geeignet ist. Ohne begleitende Ärztin oder Arzt ist keine Therapie mit medizinischem Cannabis möglich.

Die Antragstellung auf die Kostenübernahme von medizinischem Cannabis ist ausschließlich für Patienten bzw. Patientinnen mit medizinischer Indikation und ärztlicher Unterstützung möglich.

Allerdings ist es keine Pflicht, die Krankenkasse zu involvieren und selbst wenn Deine Krankenkasse der Kostenübernahme nicht zustimmt, kannst Du medizinisches Cannabis erhalten. Es gibt inzwischen diverse Online-Plattformen, auf denen Du ein Privatrezept für Selbstzahler erhältst.

Wo erhalte ich einen Therapieplatz mit medizinischem Cannabis?

In Deutschland dürfen Ärztinnen und Ärzte medizinisches Cannabis verordnen und Dir einen Therapieplatz bereitstellen. Erfahrungsgemäß punktest Du als Patient bzw. Patientin davon, wenn die Therapeutin oder der Therapeut bereits Erfahrungen gesammelt haben.

Findest Du in Deiner Region keine geeignete Anlaufstelle, sind Ärztinnen und Ärzte, die sich auf Telemedizin spezialisiert haben, eine gute Alternative.

Sie überwachen den Erfolg der Therapie dabei genauso gründlich. Dein Vorteil hierbei ist, dass Du nicht ortsgebunden bist und jederzeit eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner hast.

Was kostet eine Therapie mit medizinischem Cannabis?

Die Kosten für eine Therapie mit medizinischem Cannabis hängen von mehreren Faktoren ab. Übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten, bezahlst Du lediglich die Rezeptgebühr. Sie liegt zwischen 5,00 € und 10,00 € pro Rezept.

Erhältst Du Deine Verordnung auf Privatrezept und erstattet die PKV die Kosten nicht, wird es etwas teurer. Du bezahlst für die (meist telemedizinischen) Beratungsleistungen und für die bereitgestellten Medikamente.

Aber die gute Nachricht ist, dass Du zumindest als Privatzahler die Möglichkeit hast, an medizinisches Cannabis zu kommen, selbst wenn Deine Krankenkasse die Erstattung ablehnt.

Auch private Krankenkassen können medizinisches Cannabis bezahlen. Stelle rechtzeitig einen Antrag auf Erstattung, sofern in Deiner Police kein Ausschluss der Kostenübernahme festgeschrieben ist. In jedem Fall kannst Du Dein medizinisches Cannabis aber selbst bezahlen.

Zusammenfassung

Für eine Therapie mit medizinischem Cannabis brauchst Du eine begleitende Ärztin oder einen begleitenden Arzt. Online-Fern-Mediziner:innen sind eine gute Alternative zur niedergelassenen Arztpraxis. Sie bieten Dir einen schnellen Zugang zu Therapieplätzen mit medizinischem Cannabis. Du hast immer die Wahl, ob Du einen Antrag bei der Krankenkasse auf Kostenübernahme stellst oder Dein Rezept einfach selbst bezahlst.

Häufige Fragen

Die Ärztin oder der Arzt entscheiden, ob die Indikation für eine Cannabis-Therapie gegeben ist. Es muss keine schwerwiegende Erkrankung vorliegen, damit Deine Ärztin oder Dein Arzt Dir Cannabis verschreiben darf. Wenn Du Dein Rezept jedoch über die gesetzliche Krankenversicherung einreichen möchtest, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Die Dosierung von Cannabis erfolgt im Rahmen der Therapie nach Anweisungen von Ärztin oder Arzt. Die genaue Anwendungsmenge hängt vom Beschwerdebild ab.

Die Kosten für die medizinische Cannabis-Therapie hängen von der Krankenversicherung und der Bereitschaft zur Kostenübernahme ab. Selbstzahler müssen mehr bezahlen, bei gesetzlich krankenversicherten Patienten / Patientinnen fällt nur die Rezeptgebühr an.

Gesetzliche Krankenkassen sind nur bei entsprechender Indikation bereit, für eine Cannabis-Therapie aufzukommen. Eine Verpflichtung zur Übernahme der Kosten besteht aber in keinem Fall. Private Krankenkassen können die Kostenübernahme ebenfalls ablehnen.

Die Indikationen für eine Cannabis-Therapie können sehr unterschiedlich sein. So ist der Einsatz bei Migräne oder auch beim Restless-Legs-Syndrom angezeigt. Schwerwiegende Erkrankungen mit lebensbedrohlichen Folgen oder massiven Einschränkungen können ebenfalls die Indikation zur Cannabis-Therapie geben. Chronische Schmerzen, starke Nebenwirkungen von Chemotherapien oder auch Spastiken sind darüber hinaus häufige Indikationen.

Über das Internet hast Du die Möglichkeit, Verzeichnisse von Cannabis-erfahrenen Medizinerinnen und Medizinern zu lesen. Auch Deine Krankenkasse kann Dir Empfehlungen für geeignete Ärztinnen und Ärzte geben.  

Quellenangaben

1. Cannabis verordnen (o. J.). Abgerufen 14. Juni 2024, von https://www.kbv.de/html/cannabis-verordnen.php

2. Cannabis auf Rezept – für wen ist das möglich? (o. J.). Abgerufen 14. Juni 2024, von https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/cannabis/cannabis-auf-rezept-1003866

3. Cannabis als Medizin – Was erstattet die PKV? (o. J.). Abgerufen 14. Juni 2024, von https://kvoptimal.de/blog/private-krankenversicherung/cannabis-als-medizin-was-erstattet-die-pkv/