Mehr als 70 % aller Frauen leiden unter Menstruationsbeschwerden.¹ Viele sind in ihrem Alltag stark beeinträchtigt und greifen zu Schmerzmitteln, um die Symptome zu lindern. Für einige Frauen könnte medizinisches Cannabis eine alternative Behandlungsmöglichkeit darstellen.
Regelschmerzen – sie treten vor, während oder nach der Menstruation auf und können manchmal sogar dauerhaft sein. Mehr als 70 Prozent aller Frauen leiden darunter.¹ In der Medizin nennt man diese Schmerzen Dysmenorrhoe. Doch wie genau entstehen sie?
Primäre Regelschmerzen entstehen durch Hormone wie Prostaglandine, die während der Menstruation Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur auslösen und krampfartige Schmerzen verursachen. Diese Hormone können auch auf andere Organe wirken und Beschwerden wie Übelkeit, Rückenschmerzen oder Verdauungsprobleme verursachen.
Sekundäre Regelschmerzen werden dagegen durch Grunderkrankungen wie Endometriose verursacht und können besonders stark sein. Etwa 8-15 % der Frauen sind von Endometriose betroffen und erleben dadurch besonders schmerzhafte Menstruationsbeschwerden.2
Zusätzlich können Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS) Schmerzen und andere Beschwerden vor und während der Menstruation verursachen.
Viele Frauen behandeln ihre Menstruationsbeschwerden mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol sowie mit Wärmetherapie. Auch hormonelle Verhütungsmittel werden häufig zur Linderung der Beschwerden eingesetzt.
Für manche Frauen könnte medizinisches Cannabis eine Möglichkeit sein, um ihre Menstruationsbeschwerden zu lindern. Cannabis wirkt über das körpereigene Endocannabinoid-System, dessen Rezeptoren im ganzen Körper verteilt sind und Funktionen wie Appetit, Schmerz, Entzündungen und Muskelkontraktion regulieren. Diese Rezeptoren finden sich auch in der Muskelschicht der Gebärmutter (Myometrium). Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabis die Muskelkontraktionen und damit die mit der Menstruation verbundenen Schmerzen verringern kann.4
In einer Analyse von 16 Studien gaben 25 % der Frauen an, Cannabis regelmäßig gegen gynäkologische Schmerzen zu verwenden. Zwischen 61 % und 95 % der Befragten berichteten über eine Linderung ihrer Symptome.5
Darüber hinaus könnte medizinisches Cannabis auch bei Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen helfen, die häufig mit der Menstruation einhergehen.6
Cannabis zu medizinischen Zwecken kann seit April 2024 von zugelassenen Ärztinnen und Ärzten auf Rezept verschrieben werden. Vor einer möglichen Therapie mit medizinischem Cannabis sollten auch mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. Bitte beachte: Die Studienlage ist derzeit noch relativ dünn, sodass ein Therapieerfolg nicht garantiert werden kann.
Viele Frauen leiden während ihrer Menstruation unter Schmerzen und anderen Beschwerden. Neben herkömmlichen Schmerzmitteln und einer Wärmetherapie kann medizinisches Cannabis eine Alternative sein, um diese Menstruationsbeschwerden zu lindern. Ob medizinisches Cannabis für Dich eine geeignete Therapieoption ist, solltest Du gemeinsam mit Deiner Gynäkologin oder Deinem Gynäkologen abwägen.
Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Anwendung von medizinischem Cannabis sind Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Erbrechen und Orientierungsstörungen.
Sowohl THC als auch CBD sowie Mischungen beider Wirkstoffe wurden in Studien untersucht. Die Wirkungen und Nebenwirkungen sind jedoch individuell verschieden. Gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt kannst Du herausfinden, was für Dich am besten geeignet ist. Es gilt das Prinzip „start low and go slow“: Beginne mit einer niedrigen Dosis und steigere sie langsam.
Die Wirkung von medizinischem Cannabis hängt von der Art der Einnahme ab. Bei inhalativer Anwendung tritt die Wirkung nach wenigen Sekunden bis Minuten ein und hält etwa 2 bis 3 Stunden an. Bei oraler Einnahme tritt die Wirkung nach ca. 45 bis 90 Minuten ein und hält etwa 4 bis 8 Stunden an.
Verwende medizinisches Cannabis in der Form, die für Deine Bedürfnisse am besten geeignet ist und die wenigsten Nebenwirkungen hat. Am besten besprichst Du mit einem Arzt / einer Ärztin, welche Darreichungsform für Deine Beschwerden infrage kommt.
Eine regelmäßige Anwendung kann zu einem Gewöhnungseffekt führen, was bedeutet, dass höhere Dosen erforderlich sind, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Daher sollte medizinisches Cannabis nicht zu häufig verwendet werden. Es kann sinnvoll sein, die Anwendung von medizinischem Cannabis mit anderen Maßnahmen wie Entspannungsübungen oder einer Wärmetherapie zu kombinieren.