Medizinisches Cannabis bei Menstruations-schmerzen

Ist eine Linderung von Menstruationsbeschwerden durch medizinisches Cannabis möglich?

Mehr als 70 % aller Frauen leiden unter Menstruationsbeschwerden.¹ Viele sind in ihrem Alltag stark beeinträchtigt und greifen zu Schmerzmitteln, um die Symptome zu lindern. Für einige Frauen könnte medizinisches Cannabis eine alternative Behandlungsmöglichkeit darstellen.

Medizinisch geprüft durch
unser internes Medical Team

Letzte Änderung:

10.12.2024

Das Wichtigste in Kürze
  • Fast jede Frau hat gelegentlich oder regelmäßig Beschwerden während der Menstruation, etwa jede 10. Frau fühlt sich dadurch in ihrem Alltag erheblich eingeschränkt.1
  • Medizinisches Cannabis könnte dazu beitragen, die Gebärmuttermuskulatur zu entspannen und die Schmerzen zu lindern; bisher sind die Erkenntnisse dazu jedoch noch nicht eindeutig und erfordern weitere Studien.
  • Einige Frauen, die medizinisches Cannabis zur Behandlung ihrer Menstruationsbeschwerden verwenden, berichten von einer subjektiven Besserung ihrer Schmerzen; eine ärztliche Beratung ist jedoch unerlässlich, um die Risiken und die individuelle Eignung abzuwägen.

In der Regel Schmerzen?

Regelschmerzen – sie treten vor, während oder nach der Menstruation auf und können manchmal sogar dauerhaft sein. Mehr als 70 Prozent aller Frauen leiden darunter.¹ In der Medizin nennt man diese Schmerzen Dysmenorrhoe. Doch wie genau entstehen sie?

Regelschmerzen kurz erklärt

Primäre Regelschmerzen entstehen durch Hormone wie Prostaglandine, die während der Menstruation Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur auslösen und krampfartige Schmerzen verursachen. Diese Hormone können auch auf andere Organe wirken und Beschwerden wie Übelkeit, Rückenschmerzen oder Verdauungsprobleme verursachen.

Sekundäre Regelschmerzen werden dagegen durch Grunderkrankungen wie Endometriose verursacht und können besonders stark sein. Etwa 8-15 % der Frauen sind von Endometriose betroffen und erleben dadurch besonders schmerzhafte Menstruationsbeschwerden.2

Zusätzlich können Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS) Schmerzen und andere Beschwerden vor und während der Menstruation verursachen.

Viele Frauen behandeln ihre Menstruationsbeschwerden mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol sowie mit Wärmetherapie. Auch hormonelle Verhütungsmittel werden häufig zur Linderung der Beschwerden eingesetzt.

Kann medizinisches Cannabis bei Menstruationsbeschwerden hilfreich sein?

Für manche Frauen könnte medizinisches Cannabis eine Möglichkeit sein, um ihre Menstruationsbeschwerden zu lindern. Cannabis wirkt über das körpereigene Endocannabinoid-System, dessen Rezeptoren im ganzen Körper verteilt sind und Funktionen wie Appetit, Schmerz, Entzündungen und Muskelkontraktion regulieren. Diese Rezeptoren finden sich auch in der Muskelschicht der Gebärmutter (Myometrium). Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabis die Muskelkontraktionen und damit die mit der Menstruation verbundenen Schmerzen verringern kann.4

In einer Analyse von 16 Studien gaben 25 % der Frauen an, Cannabis regelmäßig gegen gynäkologische Schmerzen zu verwenden. Zwischen 61 % und 95 % der Befragten berichteten über eine Linderung ihrer Symptome.5

Darüber hinaus könnte medizinisches Cannabis auch bei Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen helfen, die häufig mit der Menstruation einhergehen.6

Cannabis zu medizinischen Zwecken kann seit April 2024 von zugelassenen Ärztinnen und Ärzten auf Rezept verschrieben werden. Vor einer möglichen Therapie mit medizinischem Cannabis sollten auch mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. Bitte beachte: Die Studienlage ist derzeit noch relativ dünn, sodass ein Therapieerfolg nicht garantiert werden kann.

Medizinisches Cannabis bei Regelbeschwerden: Nebenwirkungen und ärztliche Abklärung

Aufgrund möglicher Nebenwirkungen sollte die Behandlung von Menstruationsbeschwerden mit medizinischem Cannabis immer individuell und in Absprache mit einem Gynäkologen / einer Gynäkologin erfolgen. Mögliche Nebenwirkungen sind Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schlafstörungen und Müdigkeit. Zudem können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten.

Zusammenfassung

Viele Frauen leiden während ihrer Menstruation unter Schmerzen und anderen Beschwerden. Neben herkömmlichen Schmerzmitteln und einer Wärmetherapie kann medizinisches Cannabis eine Alternative sein, um diese Menstruationsbeschwerden zu lindern. Ob medizinisches Cannabis für Dich eine geeignete Therapieoption ist, solltest Du gemeinsam mit Deiner Gynäkologin oder Deinem Gynäkologen abwägen.

Das könnte Dich auch interessieren

Häufige Fragen

Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Anwendung von medizinischem Cannabis sind Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Erbrechen und Orientierungsstörungen.

Sowohl THC als auch CBD sowie Mischungen beider Wirkstoffe wurden in Studien untersucht. Die Wirkungen und Nebenwirkungen sind jedoch individuell verschieden. Gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt kannst Du herausfinden, was für Dich am besten geeignet ist. Es gilt das Prinzip „start low and go slow“: Beginne mit einer niedrigen Dosis und steigere sie langsam.

Die Wirkung von medizinischem Cannabis hängt von der Art der Einnahme ab. Bei inhalativer Anwendung tritt die Wirkung nach wenigen Sekunden bis Minuten ein und hält etwa 2 bis 3 Stunden an. Bei oraler Einnahme tritt die Wirkung nach ca. 45 bis 90 Minuten ein und hält etwa 4 bis 8 Stunden an.

Verwende medizinisches Cannabis in der Form, die für Deine Bedürfnisse am besten geeignet ist und die wenigsten Nebenwirkungen hat. Am besten besprichst Du mit einem Arzt / einer Ärztin, welche Darreichungsform für Deine Beschwerden infrage kommt.

Eine regelmäßige Anwendung kann zu einem Gewöhnungseffekt führen, was bedeutet, dass höhere Dosen erforderlich sind, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Daher sollte medizinisches Cannabis nicht zu häufig verwendet werden. Es kann sinnvoll sein, die Anwendung von medizinischem Cannabis mit anderen Maßnahmen wie Entspannungsübungen oder einer Wärmetherapie zu kombinieren.

Quellenangaben

  1. 1Menstruationsschmerz: Zwischen Tabu und Therapie. (o. J.). Aktuell Uni Bielefeld. Abgerufen 24. September 2024, von https://aktuell.uni-bielefeld.de/2024/05/28/menstruationsschmerz-zwischen-tabu-und-therapie/
  2. DocCheck, M. B. (2004, November 29). Endometriose. DocCheck Flexikon; DocCheck Community GmbH. https://flexikon.doccheck.com/de/Endometriose
  3. 2(O. J.). Rki.de. Abgerufen 24. September 2024, von https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/frauenbericht/07_Sexuelle_reproduktive_Gesundheit.pdf?__blob=publicationFile
  4. 3Pinkerton, J. V. (o. J.). Prämenstruelles Syndrom (PMS). MSD Manual Ausgabe für Patienten. Abgerufen 24. September 2024, von https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/menstruationsst%C3%B6rungen-und-abnormale-scheidenblutungen/pr%C3%A4menstruelles-syndrom-pms
  5. No title. (o. J.). Amboss.com. Abgerufen 24. September 2024, von https://next.amboss.com/de/article/Ek08pT?q=dysmenorrh%C3%B6
  6. BARMER. (o. J.). Cannabis: Wirkungen & Nebenwirkungen. Barmer.de. Abgerufen 24. September 2024, von https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/cannabis/wirkungen-nebenwirkungen-1132214
  7. 4Seifalian, A., Kenyon, J., & Khullar, V. (2022). Dysmenorrhoea: Can medicinal cannabis bring New Hope for a collective group of women suffering in pain, globally? International Journal of Molecular Sciences, 23(24). https://doi.org/10.3390/ijms232416201
  8. 5Liang, A. L., Gingher, E. L., & Coleman, J. S. (2022). Medical cannabis for gynecologic pain conditions: A systematic review. Obstetrics and Gynecology, 139(2), 287–296. https://doi.org/10.1097/AOG.0000000000004656
  9. 6No title. (o. J.-b). Amboss.com. Abgerufen 24. September 2024, von https://next.amboss.com/de/article/_r05Ph?q=THC