Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, von der weltweit viele Millionen Menschen betroffen sind. Trotz intensiver Forschung gibt es bis heute keine Heilung. Die derzeit verfügbaren Therapien konzentrieren sich darauf, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Symptome zu lindern. In diesem Zusammenhang wird auch der Einsatz von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Multipler Sklerose erforscht.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die besonders junge Erwachsene betrifft. Frauen sind statistisch häufiger betroffen als Männer. Die Krankheit verläuft oft in Schüben und kann zu vielen verschiedenen Symptomen führen.
Obwohl die genauen Ursachen noch unbekannt sind, geht man davon aus, dass das Immunsystem die Nervenzellen angreift und so Entzündungen und Schäden im Nervensystem verursacht. Umweltfaktoren und genetische Veranlagungen spielen wahrscheinlich eine Rolle.
Die klassische Therapie von Multipler Sklerose (MS) zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dabei unterscheidet man zwischen verschiedenen Ansätzen:
Der Einsatz von medizinischem Cannabis bei Multipler Sklerose ist noch nicht umfassend erforscht. Erste Studien deuten darauf hin, dass Cannabinoide wie THC und CBD gegen Schmerzen und Spastiken bei MS helfen könnten.
Diese Umfrage unter MS-Betroffenen ergab, dass
Die befragten Personen haben hauptsächlich medizinische Cannabis-Produkte verwendet, die topisch (auf der Haut) angewendet oder oral eingenommen werden.
In einer kleinen Studie mit 28 Patientinnen und Patienten, die mit THC- und CBD-haltigen Ölen behandelt wurden, zeigten sich folgende Verbesserungen:
Die Ergebnisse der Studie wurden mit der sogenannten Numerischen Rating-Skala (kurz NRS) gemessen, einer Schmerzskala, mit der Patientinnen und Patienten ihre subjektiv empfundenen Schmerzen auf einer Skala von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (stärkste vorstellbare Schmerzen) einstufen können.
Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Schläfrigkeit, Übelkeit und Schwindel wurden in geringem bis mäßigem Ausmaß berichtet.
In den bisherigen Studien wurde die Anwendung von medizinischen Cannabis-Produkten bei MS-Patientinnen und -Patienten in der Regel gut vertragen. Eine engmaschige ärztliche Überwachung bleibt jedoch unerlässlich, um das richtige Produkt in der passenden Dosierung zu verschreiben und schnell auf mögliche unerwünschte Wirkungen reagieren zu können.
Häufig berichtete Nebenwirkungen3 waren:
In einigen Fällen führte dies zum Abbruch der Behandlung.²
Medizinisches Cannabis könnte bei MS-Patienten und -Patientinnen positive Effekte auf Spastik, Schmerzen und Schlafstörungen haben. Die bisher untersuchten Gruppen waren jedoch zu klein, um allgemeingültige Aussagen über die Wirksamkeit zu machen.
Nabiximols, eines der am häufigsten verwendeten medizinischen Cannabis-Produkte in Deutschland, könnte auch gegen MS-Symptome wirken. Studien weisen darauf hin, dass THC allein oder in Kombination mit CBD, wie es bei Nabiximols der Fall ist, bei der Behandlung von MS-Symptomen wie Spastiken und Schmerzen wirksam sein kann.
Aufgrund der begrenzten Studienlage gibt es keine allgemeingültigen Dosierungsempfehlungen. Es gilt jedoch der Grundsatz: „Start low, go slow“ - also mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese langsam steigern. Die genaue Dosierung sollte in Absprache mit dem Arzt / der Ärztin individuell angepasst werden.
Sowohl CBD-THC-Kombinationen als auch THC-haltige Medikamente haben sich als wirksam erwiesen. In Deutschland werden häufig orale Sprays wie Nabiximols eingesetzt, die auch Symptome wie Blasenfunktionsstörungen positiv beeinflussen können.
Typische Nebenwirkungen sind Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen und Erbrechen. Bei THC-haltigen Produkten sind die Nebenwirkungen in der Regel stärker als bei CBD-haltigen Produkten. Das Ausmaß der Nebenwirkungen hängt auch vom jeweiligen Cannabis-Präparat ab. In seltenen Fällen können Orientierungsstörungen oder Kreislaufprobleme auftreten.
Die Wirkung tritt je nach Verabreichungsform unterschiedlich schnell ein. Bei inhalativen Formen kann die Wirkung innerhalb weniger Minuten eintreten, bei oralen Produkten dauert es länger. Es ist wichtig zu beachten, dass Cannabis die Symptome lindern kann, aber keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat.
Die Wahl des richtigen Cannabis-Produktes sollte gemeinsam mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin erfolgen. Deine Ärztin oder Dein Arzt wird Dich beraten, welches Produkt für Deine individuellen Bedürfnisse am besten geeignet ist.
1. ¹Jessica Reis et al. (2020) Cannabis use in people with multiple sclerosis and spasticity: A cross-sectional analysis https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32086163/
2. ²Gustavsen S et al. (2021). Safety and efficacy of low-dose medical cannabis oils in multiple sclerosis https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33387864/
3. 3Suzanne Nielsen et al. (2018). The Use of Cannabis and Cannabinoids in Treating Symptoms of Multiple Sclerosis: a Systematic Review of Reviews https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29442178/
5. No title. (o. J.). Amboss.com. Abgerufen 19. September 2024, von https://next.amboss.com/de/login?nextLink=%2Farticle%2FWR0PNf%3Fq%3Dmultiple%2Bsklerose&q=multiple+sklerose
6. Was ist MS? (2024, Juli 22). Dmsg.de. https://www.dmsg.de/multiple-sklerose/was-ist-ms