Panikattacke nach Cannabis-Anwendung

Ursachen, Symptome und Prävention

Panikattacken und plötzliche Angstzustände gehören zu den möglichen Nebenwirkungen, die unmittelbar nach der Anwendung von Cannabis auftreten können. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du eine Panikattacke erkennst und richtig darauf reagierst.

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Letzte Änderung:

9.1.2025

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Anwendung von Cannabis, primär von THC-haltigen Produkten, kann potenziell eine Panikattacke auslösen.
  • Eine Panikattacke ist durch Symptome wie Herzrasen, Atemnot und ein intensives Angstgefühl gekennzeichnet.
  • Das Risiko für eine Panikattacke kann durch eine angepasste Dosierung und eine beruhigende Umgebung reduziert werden.

Was ist eine Panikattacke?

Eine Panikattacke ist eine plötzlich auftretende Episode von intensiver Angst oder Unwohlsein, die oft von starken körperlichen und psychischen Symptomen begleitet wird. Sie kann das Gefühl vermitteln, die Kontrolle zu verlieren oder ernsthafte gesundheitliche Probleme zu erleiden. Die Attacken sind meist von kurzer Dauer, können aber im Extremfall bis zu 30 Minuten andauern.1

Symptome einer Panikattacke

Panikattacken umfassen sowohl körperliche als auch psychische Symptome, die den Betroffenen stark beeinträchtigen können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

Körperliche Symptome

  • Herzrasen: Ein schneller, heftiger Herzschlag, oft eines der ersten Anzeichen 
  • Atemnot: Das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen
  • Zittern: Unkontrolliertes Zittern oder Beben des Körpers
  • Schweißausbrüche: Plötzliches Schwitzen, oft verbunden mit Kälte- oder Hitzewallungen

Psychische Symptome

  • Intensive Todesangst: Starkes Gefühl der Bedrohung oder des bevorstehenden Todes
  • Angst vor Kontrollverlust: Überwältigendes Gefühl, die Kontrolle über sich selbst oder die Situation zu verlieren
  • Gefühl der Unwirklichkeit (Derealisation): Zustand, in dem die Umgebung oder die eigene Person fremd oder unwirklich erscheint.1

Warum kann Cannabis potenziell Panikattacken auslösen?

Cannabis enthält verschiedene Cannabinoide (Wirkstoffe), darunter THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), die das Nervensystem beeinflussen können. 

THC ist für die psychoaktive, berauschende Wirkung von Cannabis verantwortlich. Es kann Euphorie, aber auch Angstzustände und Panik auslösen2, vor allem in höheren Dosen. Besonders gefährdet sind Menschen, die nicht regelmäßig Cannabis anwenden oder sehr empfindlich auf den Wirkstoff THC reagieren.

CBD hingegen kann beruhigende und angstlösende Eigenschaften haben. Es kann die Wirkung von THC abschwächen und kann zur Behandlung von Angstzuständen eingesetzt werden.2

Panikattacken und psychische Vorerkrankungen 

Nicht immer ist die Anwendung von Cannabis allein für das Auftreten von Panikattacken verantwortlich. Häufig kann eine zugrunde liegende psychische Erkrankung wie eine Panikstörung, eine Angststörung oder eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) die Ursache sein, auch wenn diese bisher nicht diagnostiziert wurde. Der Einfluss von THC kann in solchen Fällen nur als Auslöser wirken, während die erhöhte Erregbarkeit das bestehende, aber unerkannte Problem verstärkt. Treten Panikattacken häufiger auf oder stehen sie im Zusammenhang mit dem Cannabiskonsum, ist es ratsam, psychologische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der zugrundeliegenden psychischen Erkrankung kann helfen, langfristige Beschwerden zu reduzieren.

Panikattacke nach Cannabis-Anwendung? So reagierst Du richtig

Wenn Du nach der Anwendung von Cannabis eine Panikattacke erleidest, ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Hier sind einige bewährte Strategien, die Dir helfen können:

  • Atmung kontrollieren: Atme bewusst langsamer und tiefer, um die körperliche Stressreaktion zu reduzieren. Eine hilfreiche Technik ist die Atemübung „4711“: 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden ausatmen und dies 11 Mal wiederholen. 
  • Realitätsprüfung: Erinnere Dich daran, dass die Angstattacke keine gefährlichen körperlichen Zustände wie Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen wird. Die Symptome verschwinden normalerweise nach einigen Minuten.
  • Ablenkung: Konzentriere Dich auf Umgebungsgeräusche oder führe einfache Aufgaben aus, wie z. B. rückwärts zählen oder sichtbare Gegenstände einer bestimmten Farbe aufzählen, um Dich abzulenken.
  • Bewegung: Leichte körperliche Aktivitäten wie Schütteln, Strecken oder Dehnen können helfen, die Spannungen abzubauen.3
Achtung

Wenn die Panikattacken wiederholt auftreten oder besonders intensiv sind, solltest Du ärztlichen Rat einholen. Eine Fachärztin oder ein Facharzt kann Dir helfen, die Ursachen der Symptome herauszufinden und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu finden.

Maßnahmen zur Vorbeugung von Panikattacken nach Cannabis-Anwendung

Ärztliche Beratung: Sprich mit Deinem behandelnden Arzt / Deiner behandelnden Ärztin über Deine Panikattacken. Gemeinsam könnt ihr eine für Dich sichere und geeignete Dosierung sowie das richtige Verhältnis von THC und CBD bestimmen oder die Therapie beenden. Der Arzt / Die Ärztin kann Dich darüber aufklären, wie Du medizinisches Cannabis sicher anwendest, insbesondere wenn Du auf bestimmte Substanzen empfindlich reagierst.

Vertraute Umgebung: Wende Dein Cannabis-Medikament in einer ruhigen, vertrauten Umgebung an. Unbekannte oder stressige Umgebungen können Angstgefühle verstärken und das Risiko von Panikattacken erhöhen.

Vorbereitung auf Stresssituationen: Halte ein „Beruhigungspaket“ bereit, z. B. mit angenehmen Düften oder Entspannungsmusik – alles, was Dir hilft, Dich zu entspannen. Ergänze es mit Gegenständen wie einer scharfen Chilischote oder einem Gummiband, die im Notfall Deine Aufmerksamkeit ablenken können.3

Zusammenfassung

Eine Panikattacke nach der Anwendung von Cannabis ist eine mögliche Nebenwirkung, die durch intensive Angstgefühle und verschiedene körperliche Symptome gekennzeichnet ist. Diese Nebenwirkungen treten häufiger bei höheren THC-Dosen bzw. bei Personen auf, die empfindlich auf diese Substanz reagieren. Ein bewusster Umgang mit Cannabis, das Erkennen der eigenen Grenzen und die Wahl des für Dich geeigneten Medikaments können helfen, das Risiko für diese unerwünschte Nebenwirkung zu minimieren. Die Anwendung von medizinischem Cannabis sollte immer mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin abgestimmt werden, um eine möglichst sichere und wirksame Behandlung zu gewährleisten. Wenn regelmäßig Panikattacken auftreten, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen.

Häufige Fragen

Ja, insbesondere Menschen, die empfindlich auf psychoaktive Substanzen reagieren oder hohe Dosen anwenden, können gefährdet sein. Individuelle Faktoren wie die psychische Verfassung und das Umfeld können ebenfalls eine Rolle spielen.

Typische Symptome einer Panikattacke sind Herzrasen, Schweißausbrüche, Atemnot, Zittern und starke Todesangst.

Eine Panikattacke dauert in der Regel zwischen 5 und 30 Minuten, kann sich aber auch länger anfühlen.

Wenn Du das Gefühl hast, nach der Anwendung von Cannabis eine Panikattacke zu bekommen, kann es helfen, ruhig zu bleiben und tief durchzuatmen. Konzentriere Dich auf langsame, tiefe Atemzüge und versuche, Dich auf positive oder neutrale Gedanken zu konzentrieren.

Um einer Panikattacke vorzubeugen, solltest Du die vom Arzt / von der Ärztin empfohlene Dosierung einhalten und Dein Cannabis-Medikament in einer vertrauten Umgebung anwenden. Vermeide die Anwendung, wenn Du emotional angespannt bist.

CBD hat eine beruhigende Wirkung und kann die psychoaktive (und unter Umständen angstauslösende) Wirkung von THC abschwächen. Es wird unter anderem zur Behandlung von Angstzuständen eingesetzt und kann eine ausgleichende Wirkung haben.

Wenn Du empfindlich auf psychoaktive Substanzen reagierst oder bereits zu Panikattacken neigst, ist es ratsam, medizinisches Cannabis nicht oder nur unter ärztlicher Aufsicht anzuwenden. Es ist wichtig, dass Du Deinen Arzt / Deine Ärztin über Deine Anfälligkeit informierst, um eine sichere und angemessene Behandlung zu gewährleisten.

Quellenangaben

  1.  1DocCheck, M. B. (2007, September 15). Panikattacke. DocCheck Flexikon; DocCheck Community GmbH. https://flexikon.doccheck.com/de/Panikattacke
  2. 2Tambaro, S., & Bortolato, M. (2012). Cannabinoid-related agents in the treatment of anxiety disorders: Current knowledge and future perspectives. Recent Patents on CNS Drug Discovery, 7(1), 25–40. https://doi.org/10.2174/157488912798842269
  3. 3Schmitt, K. (2022, March 23). Übungen und Tipps zum Umgang mit Panikattacken. Heiligenfeld. https://www.heiligenfeld.de/blog/uebungen-zum-umgang-mit-panikattacken