Medizinische Cannabis-Sorten

Finde die richtige Sorte für Deine Bedürfnisse

Sie heißen ACA 24/1 oder Canify Flos 22/1 PT – aber diese Bezeichnungen sagen für Laien erstmal wenig darüber aus, wie die einzelne Cannabis-Sorte wirkt. Im Detail geht es bei den Sorten um das jeweilige Cannabinoid-Profil und damit der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. Bei uns erfährst Du, wie Du die richtige Cannabis-Sorte für Deine Bedürfnisse findest. Letztlich wird Dich immer eine Ärztin oder ein Arzt dabei beraten.

*Rezeptpflichtige Arzneimittel erfordern eine ärztliche Verschreibung
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Letzte Änderung:

19.07.2024

Das Wichtigste in Kürze
  • Indica-Sorten haben oft eine beruhigende und entspannende Wirkung, Sativa-Sorten neigen dazu, anregend zu sein.
  • Der Gehalt der Cannabinoide Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) kann bei jeder Sorte variieren, was sich in einem unterschiedlichen Cannabinoid-Profil zeigt.
  • Verschiedene Cannabis-Sorten enthalten zudem unterschiedliche Terpene, deren medizinische Wirkung jedoch umstritten ist.

Wie unterscheiden sich Indica und Sativa bei medizinischen Cannabis-Sorten?

Die Unterscheidung zwischen Indica und Sativa ist eine der grundlegenden Klassifikationen bei Cannabis-Sorten im Allgemeinen. Beide haben unterschiedliche Eigenschaften, die sich auf die Wirkung und die Anwendungsgebiete einer Cannabis-Therapie auswirken.

Indica-Sorten sind bekannt für ihre entspannende und beruhigende Wirkung. Sie werden gern als „körperlastig“ beschrieben, da sie die Schläfrigkeit fördern und körperlich entspannend wirken sollen.

Durch diese Eigenschaften kommen Indica-Sorten bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen, Muskelkrämpfen und Angstzuständen zum Einsatz. Außerdem sollen Sie Übelkeit und Appetitlosigkeit reduzieren.

Sativa-Sorten haben eine anregende und belebende Wirkung; sie werden als „kopflastig“ beschrieben. Aufgrund der stimulierenden Eigenschaften kommen Sativa-Sorten primär bei chronischer Müdigkeit, ADHS oder Depressionen zum Einsatz.

Was sind Hybrid-Sorten?

Hybrid-Sorten kombinieren die Eigenschaften beider Seiten. Viele Cannabis-Sorten sind heutzutage Hybridformen, die Merkmale von Sativa und Indica kombinieren, um ein breiteres Wirkungsspektrum zu erzielen.

Wie finde ich die richtige medizinische Cannabis-Sorte?

Die Wahl der passenden medizinischen Cannabis-Sorte hängt von verschiedenen Fragestellungen ab. In erster Linie geht es natürlich darum, ob eine bestimmte Sorte die nötigen Eigenschaften besitzt, um Dir bei der Linderung Deiner Beschwerden zu helfen.

Erfahrene Ärztinnen und Ärzte können einschätzen, welche Cannabis-Sorte im Allgemeinen und welches medizinische Cannabis-Produkt im Speziellen für Deinen Fall empfohlen werden kann. Deshalb ist ein ärztliches Gespräch verpflichtend, wenn Du medizinisches Cannabis verschrieben bekommen möchtest.

Eine wichtige Rolle spielt die individuelle Verträglichkeit, denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf medizinisches Cannabis. Deine Ärztin oder Dein Arzt werden das berücksichtigen und gegebenenfalls die Dosierung oder Sorte wechseln, wenn es zu Nebenwirkungen und Problemen kommt.

Während Deiner Therapie wirst Du immer wieder mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt die Anwendungsziele definieren. Soll chronischer Schmerz gelindert werden? Geht es Dir darum, ohne verschreibungspflichtige und künstlich hergestellte Schlafmittel wieder gut einzuschlafen?

Solche Fragen sind letztlich entscheidend, wenn Du Dich auf die Suche nach einer geeigneten medizinischen Cannabis-Sorte für Deinen Bedarf begibst.

Cannabis als Fertigarzneimittel oder Rezepturarzneimittel: Was sind die Unterschiede?

Cannabis-Fertigarzneimittel sind standardisierte, pharmazeutische Produkte, die aus medizinischem Cannabis bzw. einzelnen Bestandteilen hergestellt werden. Der Vorteil ist, dass die Zusammensetzung kontrolliert und immer gleich ist.

In Deutschland sind die Fertigarzneimittel Canemes und Sativex die einzigen zugelassenen Medikamente, deren Wirkung auf THC aufbaut. Zudem gibt es noch Epidyolex, bei dem CBD die gewünschte Wirkung erzielen soll.

Bei Rezepturarzneimitteln handelt es sich um Präparate, die erst von der Apotheke angemischt werden. Deine Ärztin oder Dein Arzt gibt genau vor, welche Bestandteile in welchem Verhältnis und in welcher Trägersubstanz enthalten sein sollen.

Isolierte Cannabinoide oder synthetische Alternativen, wie der THC-Ersatz Dronabinol, müssen präzise abgemessen und werden typischerweise mit Ethanol oder Öl zu einem dosierfähigen Rezepturarzneimittel gemischt.

Werden Cannabis-Blüten oder -Extrakte verschrieben, handelt es sich ebenfalls um Rezepturarzneimittel, weil Deine Ärztin oder Dein Arzt die genaue Dosierung vorgeben.

Welche Cannabis-Sorte passt zu mir und meinen Bedürfnissen?

Die Frage nach der passenden Cannabis-Sorte hängt von der Einschätzung Deiner Ärztin oder Deines Arztes ab. Um die beste Cannabis-Sorte zu finden, werden verschiedene Faktoren berücksichtigt:

  • Symptome und Erkrankungsbild
  • Individuelle Verträglichkeit einzelner Sorten
  • Ergebnisse bei der Überwachung im Rahmen von Kontrollterminen
  • Eignung auf Basis wissenschaftlicher Studien

Bei der Suche nach der passenden Sorte wirst Du von Deiner Ärztin oder Deinem Arzt unterstützt. Alternativ dazu beraten Dich auch Apothekerinnen oder Apotheker mit Cannabis-Erfahrung gerne.

Eine Rolle spielt außerdem die Verfügbarkeit von Cannabis-Sorten. Sie kann je nach Region und Apotheke variieren. Informiere Dich, ob die von Dir gewünschte Sorte in Deiner Apotheke verfügbar ist oder über eine Online-Apotheke bezogen werden kann.

Welche Wirkstoffe sind in medizinischen Cannabis-Sorten enthalten?

Medizinische Cannabis-Sorten enthalten eine Vielzahl von Wirkstoffen. Diese wirken gemeinsam, um den besten therapeutischen Effekt zu erzielen. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Cannabinoide und Terpene, die spezielle medizinische Eigenschaften haben können.

Cannabinoide in Cannabis

Cannabinoide sind die primären Wirkstoffe in medizinischem Cannabis und spielen bei der Linderung von Symptomen die Hauptrolle. Die beiden bekanntesten Cannabinoide sind THC und CBD, die in verschiedenen Cannabis-Sorten in unterschiedlicher Konzentration enthalten sind.

Bei THC handelt es sich um eine psychoaktive Substanz, die berauschend, aber auch beruhigend, schmerzlindernd und appetitanregend wirken kann.

CBD gilt als angstlösend und krampflösend. Außerdem soll es Entzündungen hemmen können. Anders als THC hat es keine psychoaktive Wirkung.

Weitere Cannabinoide sind:

  • CBN: Es entsteht durch die Oxidation und den Abbau von THC. Seine psychoaktiven Effekte sind mild; dem Cannabinoid werden beruhigende Eigenschaften nachgesagt.
  • CBG: Cannabigerol ist nicht psychoaktiv, soll aber entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften haben.
  • CBC: Cannabichromen soll in der Lage sein, die schmerzlindernden Effekte von THC und CBD zu verstärken.

Terpene in Cannabis

Terpene sind aromatische Verbindungen, die in medizinischem Cannabis vorkommen. Sie sind für den charakteristischen Geruch verantwortlich, sollen aber auch medizinische Wirkungen entfalten. Letzteres ist in der Fachwelt aber noch umstritten.

Sie wirken synergetisch, d. h. im Zusammenspiel mit Cannabinoiden und sollen so die therapeutische Wirksamkeit verbessern können. Dies wird wissenschaftlich als Entourage-Effekt bezeichnet.

Das Terpen-Profil variiert von Sorte zu Sorte:

  • Myrcen: Dieses Terpen soll schmerzlindernde und beruhigende Eigenschaften haben und kommt in Cannabis am häufigsten vor.
  • Limonen: Dem Terpen werden stimmungsaufhellende und angstlindernde Eigenschaften nachgesagt.
  • Linalool: Das Terpen soll beruhigend wirken und anxiolytische (angstlösende) sowie antikonvulsive (gegen Krämpfe wirkende) Eigenschaften mitbringen.
  • Caryophyllen: Mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften interagiert dieses Terpen mit den Cannabinoid-Rezeptoren des Körpers.
  • Pinene: Diese Terpene sollen die Bronchien erweitern und gegen chronische Entzündungen helfen. Sie kommen unter anderem bei schwerem Asthma zum Einsatz.
Terpene und ihre Bedeutung

Jede medizinische Cannabis-Sorte hat ein eigenes Terpen-Profil. Bei der Auswahl ergibt es Sinn, die Einflüsse der Terpene zu berücksichtigen und so die richtige Wahl zu treffen. Terpene sind nicht nur in Cannabis enthalten, sondern auch in vielen anderen Pflanzen.

Zusammenfassung

Es gibt verschiedene medizinische Cannabis-Sorten, die Wirkstoffe in unterschiedlicher Konzentration enthalten. Aus therapeutischer Sicht sind die Cannabinoide CBD und THC besonders relevant, wobei auch den enthaltenen Terpene eine potenzielle Wirkung zugeschrieben wird. Die Wahl der richtigen Cannabis-Sorte und der passenden Dosierung hängt von Deinen Symptomen und dem gewünschten Anwendungsbereich ab. Deine Ärztin oder Dein Arzt bieten Dir Unterstützung, damit ihr gemeinsam entscheiden könnt, welche Cannabis-Sorte für Dich die richtige ist.

Häufige Fragen

Die Legalität von medizinischen Cannabis-Sorten variiert von Land zu Land. In einigen Regionen ist medizinisches Cannabis vollständig legal und reguliert, während es in anderen Ländern Einschränkungen (z. B. beim THC-Gehalt) gibt.

Die Wahl der richtigen medizinischen Cannabis-Sorte sollte immer in enger Absprache mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt getroffen werden. In Abhängigkeit von Deinen Beschwerden lassen sich somit die bestmögliche Sorte und die passende Dosierung finden.

Medizinische Cannabis-Sorten enthalten Cannabinoide und Terpene. THC und CBD kommen am häufigsten vor, es gibt aber noch weitere Cannabinoide, die ebenfalls eine bestimmte Wirkung entfalten können.

Medizinische Cannabis-Sorten können auf verschiedene Weise angewendet werden. Blüten werden typischerweise verdampft und inhaliert, während die meisten Fertig- und Rezepturarzneimittel für die orale Nutzung konzipiert sind.

Es gibt spezifische medizinische Cannabis-Sorten, die für bestimmte Bedingungen besser geeignet sind. So sollen Indica-Sorten eher bei chronischen Schmerzen und Schlafstörungen geeignet sein. Sativa-Sorten kommen bei Depressionen oder ADHS gehäuft zum Einsatz. CBD-reiche Sorten können bei neurologischen Störungen helfen.

Sprich mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt, um die Verfügbarkeit spezifischer Sorten in Deiner Region zu prüfen. Online-Apotheken bieten Dir Listen mit verfügbaren Sorten an, die detailreiche Informationen zu den Cannabinoid-Profilen und der Wirkung enthalten.

Quellenangaben

1. KBV (o. J.). Cannabis - was Ärzte bei der Verordnung wissen müssen. Abgerufen am 26. Juni 2024, von https://www.kbv.de/html/cannabis-verordnen.php

2. Gelbe Liste (o. J.). Epidyolex (Cannabidiol) bei kindlicher Epilepsie. Abgerufen am 26. Juni 2024, von https://www.gelbe-liste.de/neue-medikamente/epidyolex-cannabidiol-epilepsie